14.01.2022

Land & Leute

Wo gibt es die besten Pastéis de Nata? Welches ist die berühmteste Liebesgeschichte Portugals? Nach welcher portugiesischen Künstlerin wurde ein Asteroid benannt? Hier erfahren Sie es!

Land & Leute

Übersteiger

Ball auf den Rasen legen, einen, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben Schritte zurück, Beine breit, Brust raus, anlaufen – und dann den Ball mit voller Wucht und einem hohen Topspin im gegnerischen Tor versenken. Freistöße sind neben Übersteigern beim Dribbeln das Markenzeichen des auf Madeira geborenen Fußballgotts Cristiano Ronaldo. Goldene Schuhe, mehrfach Weltfußballer des Jahres, zahlreiche gewonnene Pokale mit diversen Clubs – die Auszeichnungen und Erfolge des 36-Jährigen lassen sich kaum mehr zählen. Genauso wie das Geld, das er „spielend“ verdient hat. Ronaldo ist nach Berechnungen des Magazins „Forbes“ der reichste Fußballer aller Zeiten – mit einem geschätzten Vermögen von über einer Milliarde Dollar. Und er ist auch reich an Nachwuchs: Nach einem Elfjährigen und zwei Vierjährigen, die von einer Leihmutter ausgetragen wurden, wird Ronaldo jetzt Vater von Zwillingen. Mutter ist seine Partnerin Georgina Rodríguez, ein spanisches Model, mit der Ronaldo bereits eine gemeinsame Tochter hat.

Die Hundefrau

Ihre Bilder gelten als unheimlich, aggressiv, unterschwellig böse, aber auch als feministisch: Paula Rego zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen portugiesischen Malerinnen. Sie wurde 1935 in Lissabon geboren, wohnt aber seit Jahrzehnten in Großbritannien. In ihren Werken tauchen dennoch immer wieder portugiesische Themen auf: etwa die Salazar-Diktatur oder Volksmärchen.

Eine weitere Konstante ist die Beschäftigung mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft. Typisch dafür ist die Bilderserie The Dog Woman (Die Hundefrau) von 1994. Hier werden Frauen in Hundeposen dargestellt. Damit soll aber nicht auf die Erniedrigung der Frau hingewiesen werden, sondern vielmehr auf die Frauen-Power – die Gemälde drücken Aggressivität, Stärke und Körperlichkeit aus, so zumindest interpretiert die Künstlerin ihre eigenen Bilder. Wie sehr ihre Werke geschätzt werden, zeigt eine große Retrospektive, die die Tate Britain der Künstlerin 2021 gewidmet hat. Doch Paula Rego ist nicht nur ein Star in der Kunstwelt, sondern auch am Himmel: Schon 1991 wurde der Asteroid (6015) Paularego nach ihr benannt.

Die schönste Buchhandlung Portugals

Hier schwebt man auf einer kühn geschwungenen Holztreppe in den siebten Bücherhimmel: Die Livraria Lello in Porto zählt zu den schönsten Buchhandlungen der Welt. Sie ist in einem Jugendstilgebäude untergebracht, und man munkelt, das Interieur inklusive neogotischer Bücherschränke, alter Holzdielen und dem bunten, riesigen Deckenlicht habe die Phantasie der Harry-Potter-Schöpferin Joanne K. Rowling beflügelt. Immerhin wohnte die Bestseller-Autorin in den 1990er-Jahren in Porto, gab Englischunterricht und hat bestimmt auch in diesem magisch schönen Buchladen gestöbert. Um den Touristenmassen Herr zu werden, die einen Blick in diese Bücherwunderwelt werfen wollen, verlangt die Livraria Lello seit einigen Jahren Eintritt – den man mit einem eventuellen Einkauf verrechnen lassen kann.

Süßes Wunder

In Portugals Cafés, Patisserien und Bäckereien warten über 200 verschiedene Gebäck- und Kuchensorten auf Genießer. Am bekanntesten sind die Pastéis de Nata, Vanille-Sahnetörtchen in knusprigem Blätterteig, die die Geschmacksknospen so richtig zum Blühen bringen. Aber wo gibt es die besten Pastéis? Wohl in der Antiga Confeiteria de Belém. Seit 1837 werden hier die süßen Sünden nach einem Geheimrezept hergestellt, 2011 wurde die Konditorei zu einem der „sieben gastronomischen Wunder“ Portugals erklärt. Und weil die Confeiteria im Touristen-Hotspot Belém bei Lissabon liegt, ist Geduld angesagt. Entweder stellt man sich in die lange Schlange für den Direktverkauf – oder versucht sein Glück im antik gefließten Café und lässt sich seine Pastéis de Nata bei einer bica, einem kleinen Schwarzen, schmecken.

Tapferer Auftritt

Es ist unklar, bei wie vielen Zuschauern sich am 13. Mai 2017 um 21:50 Uhr der Beschützerinstinkt meldet, ein paar Hunderttausend sind es sicherlich. Denn dann steht Salvador Sobral auf der riesigen Bühne des Eurovision Song Contest in Kiew, ganz allein, das Jackett viel zu groß, und singt ein Lied, so zart wie er selbst, das seine Schwester für ihn geschrieben hat: „Amar pelos dois“. Der damals 27-Jährige ist zu dem Zeitpunkt schwer herzkrank, bei den Proben für den Musikwettbewerb muss er von seiner Schwester vertreten werden. Das Publikum liebt Sobral und seinen Song: Am Ende holt er den ersten ESC-Sieg überhaupt für Portugal – und das mit einer Rekordpunktzahl. Den Gewinn seines Lebens erhält der Sänger jedoch erst sieben Monate später: Gerade noch rechtzeitig bekommt er im Dezember 2017 ein Spenderherz. Seinen ersten Auftritt nach der Operation hat Sobral im darauffolgenden Mai – als Gast beim Eurovision Song Contest, den er nach Lissabon geholt hat.

Zum Dahinschmelzen schön: „Amar pelos dois“ von Salvador Sobral https://www.youtube.com/watch?v=Qotooj7ODCM

Verbotene Liebe im Mittelalter

Sie ist wunderschön, er der Sohn des portugiesischen Königs Afonso IV. Und der ist vor allem eines: gegen die Beziehung von Inês de Castro und Kronprinz Pedro – denn der Regent fürchtet politische Einflussnahme durch die Familie der Kastilierin. Im 14. Jahrhundert kann sich so eine Konstellation äußerst unglücklich entwickeln. So auch in der wohl berühmtesten Liebesgeschichte Portugals: Weil Pedro weiterhin zu seiner Inês hält, vier Kinder mit ihr zeugt und sie sogar heimlich heiratet, schmiedet der König einen grausamen Plan. Als Pedro am 7. Januar 1355 auf Jagd ist, lässt Afonso seine Schwiegertochter vor den Augen ihrer Kinder enthaupten. Es folgt ein Krieg zwischen Sohn und Vater, der in einer Art Versöhnungsvertrag endet. 1357 stirbt der König, und Pedro besteigt nun selbst den Thron. Als eine seiner ersten Amtshandlungen gibt er zwei Sarkophage als letzte Ruhestätte für Inês und sich in Auftrag und lässt sie im Kloster Alcobaça aufstellen. Mit einer klitzekleinen Hoffnung auf ein Happy End: Die Gräber stehen auch heute noch einander zugewandt – damit sich die beiden Geliebten bei der Wiederauferstehung am Jüngsten Tag sofort in die Augen sehen können.

Soundtrack der Revolution

Der Kies knirscht unter dem Gleichschritt, als die Arbeiter für Gleichheit und Brüderlichkeit marschieren – nach Grândola, die braune Stadt. Wenn es in Portugal eine Art inoffizielle Nationalhymne gibt, dann ist es „Grândola, Vila Morena“. Bereits 1964 von dem oppositionellen Sänger und Komponisten José Afonso geschrieben, spielt das traditionelle Arbeiterlied zehn Jahre später in der Nelkenrevolution eine entscheidende Rolle. In der Nacht vom 24. auf den 25. April 1974 wird es verbotenerweise im Radio gesendet – für die Revolutionäre das Startzeichen für den Sturz der Diktatur. Nach der Ausstrahlung geht alles ganz schnell: Nur 18 Stunden später ist der sogenannte Estado Novo Geschichte. Noch heute wird „Grândola, Vila Morena“ bei Demonstrationen gesungen, denn wie heißt es im Text so schön: „Das Volk ist es, das bestimmt.“

Dreieinhalb Minuten, die Geschichte geschrieben haben: „Grândola, Vila Morena“ von José Afonso https://www.youtube.com/watch?v=gaLWqy4e7ls

Abfuhr für den Müll

Anfang der 2000er-Jahre hat es Portugal nicht leicht: Die Arbeitslosigkeit steigt, 2008 schlüpft das Land während der Wirtschaftskrise unter den Rettungsschirm der Europäischen Union. Es folgen harte Sparmaßnahmen und 2011 die Abstufung des Landes durch die Ratingagentur Moody‘s auf „Ramschniveau“ – auf Portugiesisch gleichzusetzen mit „Müll“. Die Antwort auf diese Kränkung lässt nicht lange auf sich warten. So gibt es Aufrufe, echten Müll an den New Yorker Hauptsitz von Moody’s zu schicken. Von der bekannten Porzellanmanufaktur Bordallo Pinheiro erhält die Ratingagentur eine Figur des Zé Povinho, eine Art Otto-Normalverbraucher aus der Provinz, der eine obszöne Geste macht. Die Portugiesen sind begeistert, jeder möchte plötzlich so eine Figur haben und die einst krisengeplagte Firma muss die Produktion hochfahren. Auch so kann man eine Wirtschaftskrise bekämpfen.