Geigen aus Eis, betrunkene Elche und E-Fähren auf den Fjorden? Norwegen ist für so manche Überraschung gut!
Vorreiter
Ausgerechnet das Ölförderland Norwegen ist in Sachen E-Mobilität führend. In keinem anderen Staat in Europa werden gemessen an der Bevölkerung so viele Elektroautos verkauft. Schon heute fährt fast jeder zweite Neuwagen ganz oder teilweise mit Strom. Dabei gewinnt das Land nahezu 100 Prozent seines Stroms aus umweltfreundlichen Quellen: Wasser und Wind. Zukünftig sollen außerdem immer mehr E-Fähren in den Fjorden pendeln. Den Anfang macht die „Future of the Fjords“ als erstes vollelektrisches Schiff der Welt.
Milliardenschwerer „Müllmann“
Als Teenager heuert Kjell Inge Rökke auf Fischerbooten an, mit An- und Verkäufen von Firmen wird er schließlich Milliardär. Sein Know-how erwirbt sich der heute 60-Jährige nach eigenen Worten in der „Universität der Gosse“. Schlagzeilen machte er mit seinem ausschweifenden Lebensstil und einer kurzen Haftstrafe wegen Korruption. Nach seiner Entlassung spendierte er den Gefängnisinsassen mehrere Monate lang einen Pizzaservice. Weitaus mehr lässt er sich seine neueste Mission kosten: Mehrere hundert Millionen Euro investiert er derzeit in das Forschungsschiff „REV“, das ab 2020 in den Weltmeeren Müll und wissenschaftliche Daten sammeln wird. „Ich möchte den Großteil dessen, was ich verdient habe, der Gesellschaft zurückgeben. Die REV ist ein Teil davon“, erklärt der geläuterte Rökke gegenüber dem „Handelsblatt“.
Eiszeit
Wenn die Musiker alljährlich im Februar in den Wintersportort Geilo reisen, müssen sie Zeit vor ihrem Auftritt einplanen. Viel Zeit. Denn ihre Instrumente bauen sie erst vor Ort. Mit Hilfe von Tontechnikern und Skulpturenkünstlern fertigen sie aus riesigen Eisblöcken Klaviere, Geigen, Trompeten, Saxophone. Die Auftritte sind dagegen kurz, denn bei der klirrenden Kälte sind Erfrierungen an den Händen keine Seltenheit. Die Idee zu diesem wohl skurrilsten Musikevent der Welt, dem Ice Music Festival, stammt von Terje Isungset. Der Norweger gab 1999 ein Konzert an einem gefrorenen Wasserfall – und nutzte damals erstmals Eis als Instrument.
Prost!
Ein Gläschen Wein zum Picknick? Bier als Durstlöscher auf Volksfesten? Spirituosen im Supermarkt? In Norwegen ist Alkohol in der Öffentlichkeit strikt verboten. Die Elche scheint’s nicht weiter zu stören. Sie lieben nun mal Beeren und Äpfel, die nach den ersten Schneefällen schnell gären, und ziehen sich auf diese Weise bevorzugt im Herbst einen Rausch zu. Mit angetrunkenen Elchen ist nicht zu spaßen: Die sonst so friedlichen Tiere können Autofahrern vor die Motorhaube taumeln und Spaziergänger angreifen. Zum Glück kommt das nur selten vor!
#trolltunga
Noch vor ein paar Jahren hat kaum jemand die bis zu zehn Stunden dauernde Wanderung auf sich genommen, um die Trolltunga im Hardangervidda-Nationalpark zu erklimmen. Wie die Zunge eines Trolls streckt sich der Felsvorsprung in einer Höhe von 700 Metern über den Stausee Ringedalsvatnet. Mittlerweile zählt der atemberaubende Aussichtspunkt zu den Hotspots auf Instagram. Je spektakulärer die geposteten Fotos, desto mehr Likes – und desto größer die Gefahr: Denn die Trolltunga ist ungesichert und nichts für schwache Nerven.
Bärte sind Kult...
... das gilt auf jeden Fall für den von Kristofer Hivju. In der Serie „Game of Thrones“ mimt der norwegische Schauspieler den „Tormund Riesentod“ – mit charakteristischem roten Bart. Jüngst tauchte ein Bild von ihm ohne Gesichtsbehaarung auf. Erleichterung bei allen Fans des Herzensbrechers, als sich herausstellte, dass das Foto schon ein paar Jahre alt ist. Wie lange der Bart noch dran bleibt, wird sich allerdings zeigen. Denn inzwischen ist die finale achte Staffel der Kultserie abgedreht und ausgestrahlt.
Lieber nicht im Rampenlicht
Welch ein Glück, dass Aurora Aksnes als Siebenjährige auf dem Dachboden ihres Elternhauses ein altes E-Piano gefunden hat. Seitdem macht sie Musik, anfangs ohne das Wissen ihrer Eltern und Freunde. Sie komponierte im stillen Kämmerlein, wollte keine Auftritte wegen ihres Lampenfiebers. Schließlich wird sie doch entdeckt – und landet einen Megahit mit dem Song „Running With The Wolves“ aus der Vodafone-TV-Kampagne. Trotz ihrer großen Fangemeinde in Norwegen und ihres inzwischen auch internationalen Erfolges bleibt Aurora bodenständig. Was sie tun wollte, nachdem ihr Debütalbum fertig war? Eine Katze kaufen.
Neues Munch-Museum
Zu den berühmtesten Söhnen Norwegens zählt der Maler Edvard Munch. Die meisten seiner Werke, darunter auch „Der Schrei“, hat er seiner Heimatstadt Oslo vermacht. Da sich das 1963 eröffnete alte Munch-Museum in einem desolaten baulichen Zustand befand, hatte die Stadt nach vielen Querelen einen Neubau beschlossen. Im ehemaligen Hafenviertel Björvika, neben dem spektakulären Opernhaus, realisiert das spanische Architekturbüro Herreros das neue Museum. Dessen Tore öffnen voraussichtlich Anfang 2020 für Besucher.