Von Indian Summer bis Ryan Gosling, vom weltgrößten Biberdamm bis zur Eishockey-Legende – ein spannendes Kanada-Panorama.
Flüssiges Gold
Als Brotaufstrich, im Müsli oder mit Pancakes – die Québecer und ihre Landsleute können sich eine Mahlzeit ohne Ahornsirup kaum vorstellen. Etwa 7000 Ahornfarmen mit mehr als 40 Millionen Bäumen in der Provinz Québec stillen den Hunger auf das goldbraune Süßungsmittel. Rund 80 Prozent des weltweit verkauften Maple Syrup werden hier hergestellt. Kein Wunder, dass das Ahornblatt sogar die Nationalflagge ziert.
Eishockey-Legende
Kanada ohne Eishockey – undenkbar! Der Sport ist sogar in der Verfassung verankert und reißt die ganze Nation zu außergewöhnlichen Emotionen hin. So wie an jenem Tag im August 1988, als Wayne Gretzky, der beste Eishockeyspieler aller Zeiten, weinend verkündete, seinen kanadischen Verein zu verlassen und nach Los Angeles zu wechseln. Im Radio gab es eine Schweigeminute, die Zeitungen erschienen am nächsten Tag mit Trauerrand, Fans kündigten ihren Selbstmord an. Bei den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City verhalf „The Great One“ Gretzky als Direktor des Dachverbands „Hockey Canada“ seinem Team zur Goldmedaille.
Superstar
Seine Kindheit ist für den in Ontario geborenen Schauspieler Ryan Gosling kein Zuckerschlecken: Er wächst in einer Mormonenfamilie auf und wird in der Schule gemobbt, bis ihn seine Mutter zu Hause unterrichtet. Als er eine Rolle in der Fernsehsendung „Mickey Mouse Club“ ergattert, zieht er mit zwölf Jahren nach Florida um und bei Kinderstar Justin Timberlake und dessen Mutter ein. Die Freundschaft zerbricht, aber ansonsten geht es steil bergauf: Sein privates Glück findet der Frauenschwarm bei Schauspielerin Eva Mendes, mit der er zwei Töchter hat. Bisherige berufliche Highlights sind seine Hauptrollen im Filmmusical „La La Land“ und dem Science-Fiction-Film „Blade Runner 2049“.
„Königin des Nebels“
Was tun Menschen nicht alles, um in die Schlagzeilen zu kommen! Annie Taylor stürzte sich 1901 in einem Holzfass namens „Queen of the Mist“ die Niagarafälle hinunter, nachdem eine Katze die „Jungfernfahrt“ überlebt hatte. Die damals 63-jährige Taylor bezahlte ihre tollkühne Aktion mit einer Platzwunde am Kopf und einem Schock, doch der erhoffte langfristige Ruhm für sie als erste Bezwingerin der Niagarafälle blieb aus. Viele weitere „Befahrungen“ der Niagarafälle nach ihr endeten tödlich, sodass diese seit den 1980er Jahren mit hohen Geldstrafen oder Gefängnis geahndet werden.
Warum ausgerechnet Ottawa?
Nicht Toronto, Montréal oder Vancouver ist die Hauptstadt des riesigen Landes, sondern das viel kleinere und unbedeutendere Ottawa. Angeblich hat Königin Victoria am Silvestertag 1857 ihre Hutnadel in eine Landkarte gesteckt, irgendwo zwischen Toronto und Montréal, um eine Hauptstadt für die britische Provinz Kanada festzulegen. So hat Ottawa seine großen Konkurrenten im wahrsten Sinne des Wortes ausgestochen.
Tierisches Bauwerk
Der kanadische Forscher Jean Thie traut seinen Augen nicht, als er Satellitenbilder auswertet und dabei im Wood-Buffalo-Nationalpark in Alberta den mit etwa 850 Metern größten Biberdamm der Welt entdeckt. Seit den 1970er Jahren wurde er von mehreren Biber-Generationen geschaffen. Erst vor Kurzem wird Thies sensationelle Entdeckung bekannt, weil er sie in einem Blog erwähnt. Ein Touristenmagnet wird das Bauwerk der Nager wohl trotzdem nicht, liegt es doch mitten in einem unzugänglichen Sumpfgebiet.
Feine Küche, garniert mit Flüchen
Gelbblond gefärbte Haare, tätowierte Arme unter der weißen Kochjacke, ungehobelte Sprüche und eine von Alkohol- und Drogenexzessen geprägte Vergangenheit: Der gebürtige Franzose Marc Thuet gilt als Bad Boy in Torontos Restaurant-Szene, aber aufgrund seiner feinen Kochkreationen auch als einer der besten Köche weit und breit. Klar, dass er für die Reality-Serie "Conviction Kitchen“, in der er Ex-Schwerverbrechern das Kochen beibrachte, die Idealbesetzung war.
Indian Summer
Im September und Oktober zeigen sich die Wälder im Osten Kanadas in einer unglaublichen Farbenpracht. Verantwortlich dafür ist ein Wetterphänomen, bei dem polare und warme Luftmassen aufeinandertreffen. Aufgrund der extremen Temperaturschwankungen produzieren die Bäume eine Substanz, die den Flüssigkeitsaustausch zwischen Blättern und Ästen verhindert. Dadurch nimmt der Chlorophyllgehalt ab, und der vorhandene Zucker lässt die intensiven Rot- und Gelbtöne des Laubs entstehen. Poetischer klingt das Phänomen bei den Indianern: Für sie symbolisiert das Rot der Blätter das Blut eines erlegten Bären und das Gelb das Feuer der Geister.