Tipps: Türkei zum Lesen, Hören und Sehen

„Kedi – von Katzen und Menschen“

Türkischer Dokumentarfilm von Regisseurin Ceyda Torun über Istanbuls Straßenkatzen. Die besondere Beziehung der Istanbuler zu den vielen Straßenkatzen hat kulturelle und auch religiöse Wurzeln. In einer Überlieferung heißt es, dass die Katze Muezza des Propheten Mohammed einmal auf dem Ärmel seines Gewandes schlief.

Als er zum Gebet gerufen wurde, wollte er die Katze nicht stören. Statt sie aufzuwecken, schnitt er den Ärmel seines Gewandes ab. „Kedi“ schildert das Leben von sieben Straßenkatzen und zeigt Menschen, die sich um die Streuner kümmern. Dabei zeichnet der Film ein Porträt der Stadt und ihrer Bewohner. Bei RTL+ oder als DVD, 2017.

 „Meine türkische Küche“

Ein ganz persönliches Kochbuch von Ali Güngörmüs – dem ersten Sternekoch mit türkischen Wurzeln. Der 1976 in Pageou geborene und 1986 nach Deutschland ausgewanderte Güngörmüs verrät in diesem Buch seine liebsten Rezepte. Neben traditionellen Gerichten aus der Türkei greift er auch auf alte Rezepte seiner Mutter zurück, wendet aber gerne moderne Techniken an, um neue Geschmackserlebnisse zu schaffen.

So wird aus Hummus eine Weiße-Bohnen-Creme, der Kebab mal mit Hähnchen und Garnelen zubereitet und Börek im Ofen gebacken statt frittiert. In dem von ihm geführten Restaurant „Pageou“ in München können sich Gäste von seinem innovativen Kochstil überzeugen. Güngörmüs war Juror in der beliebten Kochshow „The Taste“ und tritt auch sonst regelmäßig im Fernsehen auf, um seine kulinarischen Kreationen vorzustellen. Dorling Kindersley Verlag, 2016.

„Ein anderes Selbst“

Netflix-Serie von Regisseur Burcu Alptekin, die hauptsächlich in Istanbul und Umgebung sowie in der malerischen Küstenlandschaft bei Bodrum spielt. Es geht um drei Freundinnen, deren Leben sich nach der Diagnose einer schweren Krankheit von einer der Frauen dramatisch verändern. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Reise der Selbstfindung und Heilung, die sie mit ihrer Vergangenheit und ihren inneren Dämonen konfrontiert.

Ein zentrales Thema der Serie ist die psychische Gesundheit und die Rolle der Therapie. Dies hat in der türkischen Gesellschaft, in der psychische Probleme oft stigmatisiert werden, eine wichtige Diskussion angestoßen und angeblich sogar zu einer erhöhten Nachfrage nach Familienaufstellungen geführt. Familienaufstellungen sind eine Form der Therapie, bei der Beziehungen innerhalb einer Familie oder eines sozialen Systems bearbeitet werden. Netflix, 1. Staffel 2022, 2. Staffel seit Juli 2024.

 „Museum der Unschuld“

Roman von Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk. Die Geschichte beschreibt die obsessive Liebe des wohlhabenden Istanbuler Textilfabrikanten Kemal Basmaci zu seiner entfernten Verwandten, der anfangs erst 18-jährigen Füsun. Als Kemal Füsun zu seiner von der Familie arrangierten Verlobung mit einer anderen einlädt, flüchtet die heimliche Geliebte gekränkt und verschwindet spurlos. Nach Jahren trifft Kemal die junge Frau wieder, doch die ist mittlerweile mit dem Drehbuchautor Feridun verheiratet. Die verlorene Geliebte stilisiert Kemal zu einer Heiligen, pilgert jahrelang zu ihrem Elternhaus, um sie platonisch anzuhimmeln. Alle Gegenstände, die Füsun berührt, werden für Kemal zu Reliquien, die er akribisch sammelt und in einem Museum ausstellen will. Die Exponate reichen vom Taschentuch über eine Mokkatasse bis hin zu 4213 Zigarettenkippen, die Füsuns Mund berührt haben. Kemal plant, ein Museum für die teils sehr persönlichen Gegenstände zu errichten. Am Ende des Romans beauftragt er den Autor höchstpersönlich, einen Katalog für sein „Museum der Unschuld“ zu schreiben. Fischer Taschenbuch, 2010.

2012 hat Orhan Pamuk in Istanbul ein reales „Museum der Unschuld“ eröffnet, in dem die Erinnerungsstücke – Fotos, Kleidung, Schmuck, Zigarettenstummel, Kinokarten, Spielzeug und viele andere Objekte, die im Roman eine Rolle spielen – ausgestellt sind. Er schlägt damit eine völlig neue Brücke zwischen Literatur und Realität und bietet den Besuchern die Möglichkeit, die Emotionen von Kemal, die Züge des Stalkings tragen, hautnah nachzuvollziehen.