14.06.2024

„This is Africa“

Wie fühlt sich eine YOUNG LINE TRAVEL Reise an? Unser Autor Titus Schreiber war in Namibia dabei. Ein Bericht über ein Abenteuer zwischen Zeltcamps, Sandstürmen und Wildlife-Kino.

„This is Africa“

Jonas kommt nicht weiter. Unser Fahrer Chima fragt, was los sei. Der Gast aus Österreich zeigt auf zwei gerissene Ösen, in die eigentlich die Stangen kommen müssten. So lasse sich das Zelt nicht aufspannen. Chima, gebürtig aus Victoria Falls in Simbabwe, lacht herzlich und sagt: „This is Africa.“ Dann wickelt er einen Stein in die Zeltplane ein, befestigt daran ein Stück Draht und bastelt daraus eine Öse, in die er die Stange einfädelt. Jonas kann sein Zelt aufstellen.

Diese Szene auf dem Campingplatz von Sesriem, nahe der Sanddünen der Namib-Wüste, zeigt zweierlei: Auf dieser YOUNG LINE TRAVEL Reise durch Namibia ist sich niemand zu schade, die Behausung für die Nacht auch trotz eventueller Widerstände selbst zu errichten. Zum anderen gibt Chimas Spruch gewissermaßen das Motto unseres Trips vor. „This is Africa“ heißt so viel wie: Hier klappt nicht immer alles einwandfrei, aber es findet sich schon eine Lösung, im Zweifel wird improvisiert.

Selbstversorger mit Overland-Bus

Das Abenteuer Namibia beginnt für uns zwei Tage vorher relativ profan: in einem Supermarkt in Windhuk. Nachdem uns ein Nachtflug in die Hauptstadt gebracht hat, brauchen wir erst einmal Vorräte für die nächsten Tage. Wasser, Obst, Gemüse, Reis, Nudeln, Fleisch, Milch und Müsli, nicht zu vergessen Kekse und Bier. Wir werden uns unterwegs häufig selbst versorgen, gemeinsam Frühstück machen, Sandwiches schmieren, Abendessen zubereiten. Tische, Stühle und die Kühlbox finden Platz im Bauch unseres geländegängigen Overland-Busses. Mit seinen wuchtigen Reifen ist er bestens für die Schotterpisten Namibias ausgelegt.

Unter den 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Reise sind erfahrene YOUNG LINER, die bereits Länder wie Island und Japan entdeckt haben. Zwei Mädels haben sich auf einer YOUNG LINE TRAVEL Tour durch Costa Rica kennengelernt und reisen jetzt wieder zusammen. Manche sind schon auf eigene Faust durch Südostasien gezogen. Aber in Afrika waren die meisten noch nicht. Für den ersten Trip auf diesem Kontinent hätten sie sich ganz bewusst einer Gruppe Gleichgesinnter angeschlossen, erzählen sie.

Schattenspiel: YOUNG LINER unterwegs.

Durch die Weite Namibias

In Empfang genommen wird unsere Gruppe von Scout Guido. Der Deutsche ist Anfang der Neunziger nach Kapstadt ausgewandert und waschechter Afrika-Profi. „Das hier ist kein betreutes Reisen", erklärt uns Guido, selbst Meister der Improvisation, der uns natürlich doch sorgsam betreut und keine Mühen scheut. Was er uns sagen möchte, ist klar: Ihr müsst auch mal selbst mit anpacken. Machen wir gerne.

Am nächsten Morgen verlassen wir Windhuk – und lernen das menschenleere Namibia kennen. Stundenlang zieht die wüstenartige Landschaft vorbei, ein endloses Meer aus Sand und Staub und Steinen mit spärlicher Vegetation. Fast schon meditativ, einfach aus dem Fenster zu schauen. Trotzdem sind wir froh, am späten Nachmittag die Zebra River Lodge in den Tsarisbergen zu erreichen. Vor dem Dinner geht’s zu Fuß zu einem Aussichtspunkt, um den stillen Sonnenuntergang bei einem Sundowner zu genießen. Hier sind wir wirklich in Namibia angekommen.

In der Zebra River Lodge verbringen die YOUNG LINER eine Nacht.

Wildtier Nr. 1

Am Tag darauf fahren wir durch heißes, baumloses Land. Wir nähern uns der Namib-Wüste. Nächster Halt: Sesriem, der erste Camping-Stopp der Reise. Als eine YOUNG LINERIN rechts der Straße die erste Oryx-Antilope mit dem markanten schwarz-weißen Kopf und den langen Hörnern erspäht, ist das eine kleine Sensation. Wir zücken die Handys, fahren Tele-Objektive aus, lassen die Kameras klicken. Wildlife! Wir ahnen nicht, wie viele Wildtiere wir noch sehen werden.

Sesriem ist das Tor zur Namib. Kurz vor der Pforte des Nationalparks liegt der Campingplatz, auf dem wir unsere Zelte aufschlagen. Dank Chimas Hilfe steht unser Nachtlager schnell. Nach getaner Arbeit zieht es uns zu dem kleinen Pool, der in der Wüstenhitze etwas Abkühlung verspricht. Relaxen ist angesagt.

Eine stürmische Herausforderung

Doch mit der Ruhe ist es bald vorbei. Was aus der Entfernung aussieht wie ein unbedeutender Sandwirbel, zieht binnen weniger Minuten als echter Sandsturm über uns hinweg. Der Wind zerrt erbarmungslos an den Zelten, reißt Heringe aus dem kargen Boden. Wir springen auf und halten die Stangen fest, während der Sand uns in Nase und Ohren weht und über die Haut reibt. Wüsten-Peeling!

Nach einer Viertelstunde ist der Spuk vorbei. Wir begutachten den Schaden: Viele Zeltstangen sind gebrochen, der Sturm hat unser Lager zerstört. Was nun? Sollen wir alle im Bus schlafen? Niemand von uns verliert die Nerven, und Scout Guido besorgt uns bei der Camp-Leitung neue, stabilere Zelte. Ein zweites Mal machen wir uns an die Arbeit und errichten das Lager.

Abends im Zeltcamp werden die YOUNG LINER auch mal zu Grillmeistern.

Das kühle Bier zum Sonnenuntergang haben wir uns verdient. Keiner hat sich die Laune verderben lassen, im Gegenteil: Wir haben eine echte Herausforderung gemeistert. Das schweißt zusammen. Als wir müde in unsere Zelte kriechen, legt sich Guido kurzerhand mit seinem Schlafsack in den Sand. Dieser Mann braucht keine Luxus-Lodge, nur den Sternenhimmel. This is Africa!

Magischer Sonnenaufgang

Am Morgen krabbeln wir bei Dunkelheit aus den Schlafsäcken. Sobald das Tor zum Nationalpark öffnet, fahren wir hindurch. Wir wollen rechtzeitig vor Ort sein, zum großen Schauspiel der Namib-Wüste. Noch eine gute halbe Stunde geht es über eine asphaltierte Straße, dann erreichen wir die Düne 45 – und steigen hinauf. Ganz schön anstrengend, aber der Ausblick lohnt sich. Oben hocken wir uns in den Sand und werden andächtig still, als die Morgensonne erscheint. In der Ferne steigen die ersten Heißluftballons auf. Schönheit, die keine Worte braucht. Dann imitiert jemand einen Influencer und spricht ins Telefon: „Hallooo ihr Lieben, ihr glaubt gar nicht, wo ich gerade stehe…“ Der Tag kann ja heiter werden! Zeit fürs Frühstück unten beim Truck.

Unser Truck bringt uns zuverlässig von einem Highlight zum nächsten: Sossusvlei, Dead Vlei, Swakopmund, Skelettküste, Damaraland, Erongoberge. Unterwegs muss Chima die Tür provisorisch reparieren, sie geht nicht mehr zu. Also bohrt er ein Loch hinein und bringt eine Schlinge an. Unser Österreicher Jonas grinst. „This is Africa.“ Chima muss lachen. Der Running Gag ist etabliert. Dabei ist uns bewusst, dass Afrika aus mehr als 50 Ländern besteht und geografisch und kulturell extrem divers ist. Es ist ein Spiel mit den Klischees, zu dem uns Chima eingeladen hat – und das er amüsiert mitspielt.

Tiere, Tiere, Tiere

Eine Reise nach Namibia wäre nicht komplett ohne den Etoscha-Nationalpark. Wir wollen Elefanten und Löwen sehen! Doch vorher heißt es wieder: das Nachtlager errichten. Wir schlafen in Namutoni, einem der vier staatlichen Rest Camps im Nationalpark, der größer ist als die halbe Schweiz. Kleine Hütten stehen hier, aber wir bauen unsere Zelte auf. Darin sind wir nun geübt, die Handgriffe sitzen. Guido ist zufrieden. Die Nacht fällt schwarz über das Land. Ob der Zaun rund ums Camp wirklich keine Löcher hat?

Etoscha gehört den Tieren – wir sind staunende Gäste. Von morgens bis abends sind wir heute unterwegs auf Game Drive in offenen Safari-Fahrzeugen. Wir können uns nicht sattsehen an Giraffen, Zebras, Impalas, Kudus und Oryx-Antilopen. An einem Wasserloch steht der erste Elefant des Tages und streckt uns sein Hinterteil entgegen, weitere folgen. An einer Wasserstelle trotten zwei Fleckenhyänen heran. Und im hohen Gras entdecken wir ein Spitzmaulnashorn.

Eine aufregende Reise geht zu Ende

Wo sind bloß die Raubkatzen? Der Tag geht dahin, wir werden nervös. Schließlich haben wir Glück: Unter einem Baum posiert ein Löwen-Pärchen für ein ausgedehntes Foto-Shooting. Es wird sogar noch besser: Am Wasserloch unseres Camps tritt abends ein Elefantenbulle aus dem Schilf – und bleibt für eine Stunde. Wir schauen zu, mit einem Fläschchen Wein aus dem kleinen Shop. Perfektes Wildlife-Kino.

So langsam geht es für uns zurück in Richtung Windhuk. Roy’s Rest Camp ist noch einmal ein kleine Oase der Entspannung. Wir hocken uns mit einem Gin Tonic an den Pool. Geplant ist zwar noch eine Buschvorführung der San, doch die fällt wegen eines epochalen Wolkenbruchs buchstäblich ins Wasser. Wir werden nass bis auf die Unterhose. Aber als YOUNG LINER stört uns das nicht. Das ausgezeichnete Dinner bildet so etwas wie den inoffiziellen Abschluss der Reise, auch wenn wir morgen noch am Waterberg Halt machen, um ein letztes Mal Giraffen und Büffel zu sehen.

Wir sitzen gemütlich zusammen und denken zurück: an den Sandsturm in Sesriem, an den Sonnenaufgang in der Namib, ans Elefanten-Kino. Dann heißt es endgültig: This was Africa, und zwar genau mit der richtigen Dosis Abenteuer.

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Außerdem interessant:

· Die oben beschriebene YOUNG LINE TRAVEL Reise „Farbenspiele der Wüste“ (ST|7515) dauert 16 Tage, der Reisepreis geht bei 3269 € los.

· Marco Polo YOUNG LINE TRAVEL richtet sich an junge Reisende zwischen 20 und 35 Jahren. Auf den Touren erwartet sie ein perfekter Mix aus Action und Sightseeing – und manchmal auch die Hängematte.

· Auch für YOUNG LINER ab 35 gibt es eine Reise nach Namibia (ST|7555) – in Kombination mit Botswana und Zimbabwe.