Fakten
Geografie
Die Provence liegt im Südosten Frankreichs und reicht von der Rhône im Westen bis Italien im Osten, sowie von den Alpen im Norden bis zum Mittelmeer im Süden.
Die Côte d'Azur ist ein Teil der Provence und auch bekannt als die französische Riviera. Sie erstreckt sich, je nach Definition, etwa 120 bis 150 Kilometer entlang der Mittelmeerküste von Cassis bis zur italienischen Grenze.
Die Provence ist mit 31.400 km² etwa so groß wie Belgien. Davon entfallen 10.000 bis 12.000 km² auf die Côte d’Azur.
Die wichtigsten Städte der Provence sind Marseille (ca. 870.000 Einwohner), Toulon (ca. 170.000 Einwohner), Aix-en-Provence (ca. 148.000 Einwohner), Avignon (ca. 90.000 Einwohner) und Arles (ca. 53.000 Einwohner).
Die bekanntesten und größten Städte der Côte d'Azur sind Nizza (ca. 340.000 Einwohner), Cannes (73.000 Einwohner) und St-Tropez (3600 Einwohner).
Die Region Provence-Alpes-Côte d'Azur umfasst Teile der Seealpen und Gebirgsketten wie den Mont Ventoux und den Luberon.
Wichtige Flüsse sind Rhône, Durance und Verdon.
Gesellschaft
In der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur (PACA) leben etwa 5,1 Millionen Menschen.
Die Provence ist bekannt für ihre entspannte, ländliche Lebensweise. Traditionelle Werte und ein starkes Gemeinschaftsgefühl sind vor allem in den kleinen Dörfern ausgeprägt.
Die Côte d'Azur hat eine internationale Bevölkerung, darunter viele Wohlhabende und Prominente, die dort Zweitwohnsitze besitzen.
Neben Französisch existieren auch einige lokale Dialekte wie Provenzalisch, der „singende“ Marseiller Dialekt oder Nissart, eine Mischung aus Provenzalisch und Ligurisch.
Wirtschaft:
In der Provence ist neben dem Tourismus auch die Landwirtschaft (Lavendel, Oliven, Weinbau und Kräuter) ökonomisch bedeutend.
Für die Côte d'Azur ist der Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig. Luxustourismus und Kreuzfahrten prägen die Region.
International renommierte Veranstaltungen wie die Filmfestspiele in Cannes, das Jazz-Festival in Juan-les-Pins, das Theaterfestival in Avignon, das Lavendelfest in Sault oder das Weltmusikfestival in Arles sind Touristenmagneten.
Im sogenannten „europäischen Silicon Valley“ Sophia Antipolis nahe Antibes befindet sich das größte Technologie- und Innovationszentrum Frankreichs und eines der bedeutendsten Hightech-Cluster des Kontinents. Hier haben sich Technologieunternehmen, Forschungseinrichtungen und Start-ups angesiedelt. Themenbereiche sind u. a. Künstliche Intelligenz, Quanteninformatik, Luft- und Raumfahrttechnik, erneuerbare Energien und Bioinformatik.
Die Côte d'Azur hat mit die höchsten Immobilienpreise in Europa, besonders in Orten wie St-Tropez und Nizza.
Geschichte
Griechische Siedler gründeten im 6. Jahrhundert vor Christus die Stadt Massalia (heute Marseille), eine der ältesten Städte Frankreichs.
Vor der griechischen und römischen Besiedlung war die Region der heutigen Côte d'Azur von ligurischen Stämmen bewohnt.
125 v. Chr. wurden die Provence und Côte d'Azur Teil der römischen Provinz Gallia Narbonensis. Der Name „Provence“ leitet sich von „Provincia Romana“ ab.
Sowohl die Provence als auch die Côte d'Azur sind bekannt für gut erhaltene römische Bauwerke, darunter das Amphitheater in Arles, der Pont du Gard und das römische Theater in Orange.
Nach dem Zerfall des Römischen Reiches wurde die Provence von den Westgoten und später von den Franken erobert.
Ab dem 9. Jahrhundert entwickelte sich die Provence zu einer Grafschaft, die eine wichtige Rolle im Mittelalter spielte. Sie ist heute noch bekannt für ihre romanische Kunst und Architektur, z. B. die Kathedrale von Saint-Trophime in Arles oder die Abtei Sénanque in der Nähe von Gordes.
Die Küste war im Mittelalter oft Ziel von Piratenangriffen. Befestigte Städte wie Antibes entstanden zum Schutz.
1309 verlegte Papst Clemens V. unter dem Druck des französischen Königs den Papstsitz von Rom nach Avignon. Die „Avignonesische Gefangenschaft der Päpste“ dauerte fast 70 Jahre. Insgesamt regierten sieben Päpste von Avignon aus, bis Gregor XI. 1377 wieder nach Rom zurückkehrte.
1481 wurde die Provence offiziell Teil des Königreichs Frankreich. Sie verlor damit ihre Autonomie und wurde seitdem direkt vom französischen König regiert.
Adelige in der Provence widersetzten sich der zentralistischen Politik von Kardinal Richelieu, der die Macht von König Ludwig XIII. stärken wollte. Der von 1630 bis 1632 dauernde Aufstand wurde brutal niedergeschlagen.
Eine der schlimmsten Pestepidemien Europas brach 1720 im Hafen von Marseille aus, eingeschleppt durch ein Handelsschiff aus dem Nahen Osten. Die Region beklagte ca. 100.000 Pesttote.
Zwar wurden die Textilindustrie, Seifenherstellung und der Weinbau zu wichtigen ökonomischen Standbeinen, doch Missernten und hohe Getreidepreise führten in vielen Städten der Provence zu Hungersnöten.
Die Unzufriedenheit mit der Monarchie wuchs in ganz Frankreich, was 1789 in der Französischen Revolution gipfelte. Die spätere Nationalhymne „Marseillaise“ wurde von Freiwilligen aus Marseille gesungen, als sie nach Paris marschierten.
Während der Industrialisierung entwickelte sich Marseille zu einem wichtigen Handels- und Industriezentrum.
Im 19. Jahrhundert wurde die Côte d'Azur ein beliebtes Winterziel für europäische Aristokraten und Wohlhabende, vor allem aus England und Russland.
Den Begriff „Côte d'Azur“ prägte der französische Schriftsteller Stephen Liégeard 1887 in seiner gleichnamigen Reisebeschreibung. Das Buch wurde eine Art Reiseführer für wohlhabende Touristen.
Im Zweiten Weltkrieg war die Region von strategischer Bedeutung, besonders wegen der Mittelmeerhäfen Toulon und Marseille. Sie wurde von den Alliierten im Rahmen der „Operation Dragoon“ 1944 befreit.
Nach dem Krieg wurde die Côte d'Azur zum Symbol für Glamour und Luxus, Anziehungspunkt für Künstler, Schauspieler und Jet-Setter.
Die Provence und die Côte d'Azur bilden die administrative Einheit Provence-Alpes-Côte d'Azur (PACA), eine von 13 Regionen in Frankreich.
Der Sitz der Regionalregierung befindet sich in Marseille.
Klima
In der Provence herrscht Mittelmeerklima mit heißen, trockenen Sommern und milden Wintern.
Das Klima an der Côte d'Azur ist noch stärker durch das Mittelmeer beeinflusst, wodurch die Winter milder und die Sommer weniger heiß sind.
In den höher gelegenen Regionen, wie den Alpes-de-Haute-Provence und Hautes-Alpes, ist das Klima kühler. Im Winter kann sogar Schnee fallen.
Mit rund 280 bzw. 300 Sonnentagen gehören die Provence und die Côte d'Azur zu den sonnigsten Regionen Frankreichs. Marseille ist die sonnigste Großstadt des Landes.
Der für die Provence typische Nordwind Mistral bringt vor allem im Winter und Frühling klares, aber kühles Wetter.
Gut zu wissen
Sandstrände sind rar. Viele Küstenabschnitte haben Kieselstrände. Berühmte Strände sind Pampelonne (St-Tropez) und Plage de la Garoupe (Antibes).
Die beste Reisezeit, um die Lavendelfelder zu sehen, ist die Blütezeit im Juni und Juli, z. B. auf der Hochebene von Valensole.
Ein paar Grundkenntnisse in Französisch sind hilfreich, besonders in ländlichen Gebieten der Provence.