30.03.2023

Astrofotografie oder ein Fest für das Denken?

Der kultimer, Eventreisen von Studiosus, bietet neben Trips zu Ausstellungen oder Festivals auch Reisen für Fotografen, Hobbyastronomen, Musik- oder Philosophiebegeisterte an. Wer sind die Experten, die diese Reisen begleiten?

Astrofotografie oder ein Fest für das Denken?

„Ich hatte den Gästen schon gesagt, dass es heute nichts werden würde mit der Polarlichtfotografie. An die Fenster unseres Hotels auf den Lofoten prasselte der Regen, tief hingen die Wolken am Himmel. Also Zeit, um sich einmal früh in die Federn zu legen. Bevor ich das Licht ausmachte, sah ich gewohnheitsmäßig aus dem Fenster. Wow, unglaublich! Die Wolkendecke war aufgerissen und die schönsten Polarlichter waberten am Himmel. Hektisch klopfte ich an die Zimmertüren der Teilnehmer und wir stürmten mit unserem Fotoequipment ins Freie. In dieser Nacht entstanden einige der schönsten Polarlichtbilder, die ich je geschossen habe“, erzählt Fotograf Stefan Seip immer noch mit leuchtenden Augen.

Landschafts- und Astrofotografie

Seit 2015 begleitet Stefan Seip kultimer-Reisen für Fotografen. Der studierte Diplom-Biologe hat sich schon früh der Fotografie verschrieben. Vor allem die Landschaftsfotografie, die kunstvolle Fotografie in Schwarzweiß und die Astrofotografie haben es ihm angetan. Mittlerweile zählt der Autodidakt zu den renommiertesten Fotografen auf diesen Gebieten, hat zahlreiche Fotokalender, Bücher und Bildbände veröffentlicht, seine Bilder haben es bis in die Tagesschau geschafft. Zuletzt ist von ihm 2021 der Fotoband „Jenseits des Horizonts“ erschienen – und den Titel ziert ein Bild aus eben dieser überraschenden Polarlicht-Fotosession, die auf der kultimer-Reise „Lofoten zur Nordlichtsaison“ im November 2018 stattfand.

Stefan Seip

Seips erste Foto-Reise für kultimer führte in die Toskana. Seither begleitete er unter anderem kultimer-Reisen nach Prag, Südtirol, Sardinien, Norwegen, Namibia, Chile und Teneriffa. Er hält im Hotel vorbereitende Vorträge, bietet fotografische Sprechstunden an und hilft natürlich in der Praxis bei der Motivsuche und beim Fotografieren. Und wenn alles im „Kasten“ ist, unterstützt er seine Gäste noch während der Reise bei der Bildbearbeitung am Computer. Das Besichtigungsprogramm auf diesen Reisen und die Organisation übernimmt zusätzlich ein Studiosus-Reiseleiter.

Häufig werden die Reisen mit Stefan Seip sogar zu dritt begleitet, denn oft tritt der Fotograf im Doppelpack mit Dr. Peter Habison auf. Beide hatten sich 2008 auf einem Vortrag in der Kuffner-Sternwarte in Wien, die Dr. Habison leitete, kennengelernt. Sie entwickelten in der Folge Reisen für an Astrofotografie und Astronomie Interessierte, die sie zunächst allein veranstalteten. Doch bald wünschten sie sich einen professionellen Partner: Die Zusammenarbeit mit kultimer war geboren.

Reisen zu den Sternen

Dr. Peter Habison, Astronom, Physiker und Wissenschaftshistoriker, lange Jahre Direktor der Kuffner- und Urania-Sternwarte sowie des Planetariums in Wien und heute u. a. für die Wissenschafts­kommunikation der Europäischen Südsternwarte (ESO) zuständig, begann seine Tätigkeit für kultimer wie Stefan Seip 2015. „Ich freue mich jedes Mal wieder, wenn ich eine kultimer-Reise begleiten darf“, sagt Dr. Habison. „Besonders die Reisen zusammen mit Stefan Seip liebe ich. Während ich den Gästen etwas über die Geburt und den Tod von Sternen oder die Leistungsfähigkeit moderner Teleskope erzähle, bringt Stefan den Teilnehmern bei, wie man den Sternenhimmel am besten fotografiert.“ Dr. Peter Habison hält nicht nur astronomische Vorträge, sondern bereitet auch die Besuche in Observatorien vor. Er kennt viele Direktoren und Mitarbeiter der Sternwarten persönlich und kann es oft ermöglichen, dass die Observatorien exklusiv für kultimer-Kunden geöffnet werden – auch nachts, wenn sie sonst für Besucher tabu sind.

Dr. Peter Habison

Dr. Peter Habison begleitet kultimer-Reisen nicht nur zusammen mit Stefan Seip, sondern auch alleine. Beispielsweise haben kultimer-Gäste mit ihm schon Florenz auf den Spuren Galileo Galileis entdeckt und Prag mit dem Fokus auf Johannes Kepler und Tycho Brahe besucht. Welche kultimer-Reise fand er denn bisher am gelungensten? „Jede meiner kultimer-Reisen war schön, aber ganz besonders sind immer die Reisen zu einer Sonnenfinsternis, wie 2019 in Chile. Da herrscht dann kurz vor und während der Sonnenfinsternis eine ganz ehrfurchtsvolle Stille – und alle Gäste sind sich bewusst, dass sie nun etwas ganz, ganz Besonderes erleben.“

Musikstädte entdecken

Wesentlich länger als Stefan Seip und Dr. Peter Habison arbeitet Torsten Flaig für kultimer – und Studiosus. Schon vor über zwanzig Jahren fing der Musikwissenschaftler und Kunsthistoriker als Studiosus-Reiseleiter an, begleitete Studiosus-Reisen vor allem in Italien, aber auch in vielen anderen Ländern. Für kultimer führt er insbesondere Eventreisen zu Konzerten oder Opernaufführungen.

Torsten Flaig

Vor einigen Jahren hat Torsten Flaig für kultimer die Reiseserie „Musikstadt“ entwickelt, die er auch exklusiv begleitet. Bisher führten Musikstadt-Reisen nach Venedig, Mailand, Parma, Prag, Rom und Bologna. „Auf die Idee dazu hat mich ein Kollege gebracht, der bevorzugt kulinarische Reisen führte. Warum sollte man eine Region, eine Stadt nur kulinarisch entdecken können? Warum nicht auch musikalisch?“, erinnert sich Torsten Flaig. Seither hat er seinen Gästen Venedig schon dreimal als Musikstadt nähergebracht. „Ich bin ja großer Wagner-Fan“, sagt Tosten Flaig. „In Venedig schrieb Wagner seinen ‚Tristan‘, in Venedig starb er auch. Sein Sterbehaus sehen wir uns natürlich an.“ Zu den Musikstadt-Reisen gehören auch Opern- und Konzertbesuche. In Venedig bieten sich ein Vivaldi-Konzert und Opernaufführungen im berühmten Teatro La Fenice an.

„Ein weiterer Höhepunkt der Musikstadt-Reisen ist der Besuch von Archiven. Diese öffnen exklusiv für unsere Gruppen ihre Türen und den Gästen stockt manchmal schier der Atem, wenn sie dann zum Beispiel eine Originalpartitur von Giuseppe Verdi sehen.“

Das Denken feiern

Vierter im Bunde der spezialisierten Reisebegleiter von kultimer ist Dr. Volker Thönnes. Der studierte Philosoph und ehemalige Unternehmensberater bei einem McKinsey Spin-off hat sich seit einigen Jahren als philosophischer und psychologischer Berater selbstständig gemacht. Seit 2015 leitet er auch die philosophischen Reisen für kultimer. Sein Klassiker ist „Philosophie in Athen“. In der griechischen Hauptstadt verbinden sich die Inhalte der Reise aufs Beste mit dem Ort. Während die Gäste vormittags in philosophischen Gesprächsrunden mehr über die Gedankenwelt von Platon und Sokrates erfahren, spazieren sie am Nachmittag wie einst diese antiken Philosophen über die Agora oder die Akropolis.

Dr. Volker Thönnes

Auch die anderen philosophischen Reisen verbinden Thema und Ort. „Wir haben uns in Andalusien mit Christentum, Islam und der Aufklärung auseinandergesetzt oder waren auf den Spuren Sigmund Freuds in Wien unterwegs. Und dass mich an Karl Marx‘ 200. Geburtstag die entsprechende Reise nach Trier führte, ist natürlich klar“, schmunzelt Dr. Thönnes. Welche Reisen mag er besonders gern? „Die, bei denen heiß und kontrovers diskutiert wird“, sagt er. „Das ist vor allem bei den religionsphilosophischen Reisen der Fall, wo dann schon mal ein Pfarrer und ein strikt empirisch orientierter Physiker aufeinandertreffen können. Oder auch bei meiner letzten Reise nach Potsdam. Thema war der Freiheitsbegriff. Da die Reise mitten in der Pandemie stattfand, kochten hier alle Themen hoch, die man rund um Corona so kennt.“ Aber Dr. Volker Thönnes ist das nur recht. Gleich zu Beginn seiner Reisen stellt er klar: „Bei mir gibt es keine Denk- und Redeverbote. In der Philosophie wird das Denken gefeiert!“ Und diese Party kommt bei den Teilnehmern so gut an, dass viele davon immer wieder kommen.

Dieses Phänomen kennen übrigens auch die anderen kultimer-Reisebegleiter. Sowohl Fotograf Stefan Seip wie auch Astronom Dr. Peter Habison haben Fans unter den kultimer-Gästen, die immer wieder ihre Reisen buchen – weil sie noch besser beim Fotografieren werden wollen, weil sie noch mehr über das Weltall erfahren wollen, weil sie einfach fasziniert sind vom Wissen der Experten. Ganz besonders ausgeprägt ist das Stammkunden-Phänomen bei Torsten Flaig, dem Musikwissenschaftler. Die Zahl der Gäste, die regelmäßig mit ihm auf Reisen gehen, ist so hoch, dass seine Musik-Reisen oft schon kurz nach dem Erscheinen ausgebucht sind.