Fakten & Highlights

Wo liegt der zweitgrößte Canyon der Welt? Wieso liebt man in Namibia Schwarzwälder Kirschtorte und Eisbein mit Sauerkraut? Wer ist "Big Daddy"? Hier erfahrt ihr es!

Fakten & Highlights

Geografie

Namibia liegt im Südwesten des afrikanischen Kontinents. Im Norden grenzt das Land an Angola, im Süden an Südafrika, im Nordosten an Sambia und im Osten teilt es sich die Kalahari mit dem Nachbarland Botswana.

Das Staatsgebiet umfasst etwa 825.000 km² und ist damit 2,5-mal größer als Deutschland.

Windhuk ist seit 1992 die Hauptstadt Namibias, mit 450.000 Einwohnern die größte Stadt des Landes und zugleich wirtschaftliches, kulturelles und politisches Zentrum.

Weitere Städte sind Swakopmund, Lüderitz oder Walvis Bay. Nicht einmal die zweitgrößte namibische Stadt Rundu, die am Okavango liegt, erreicht mit 82.000 Einwohnern die 100.000-Einwohnermarke.

Der Küstenstreifen am Atlantik besteht aus der Skelettküste und der Namib-Wüste. Es gibt nur wenige Buchten und Inseln. Ausnahmen bilden Lüderitz, Walvis Bay und die Kalte Bucht sowie die Pinguininseln, eine über 350 Kilometer lange Inselkette mit nur rund 20 kleinen Felseilanden.

Charakteristisch für Namibia sind die beiden großen Wüsten: im Westen die Namib und im Osten die Kalahari.

Der höchste Berg Namibias ist der Brandberg mit 2574 Metern Höhe. In seiner Nachbarschaft befinden sich weitere imposante Gipfel, darunter die Spitzkoppe (1728 Meter), die wegen ihrer markanten Form auch den Beinamen „Matterhorn Namibias“ trägt.

Wasserreiche Flüsse gibt es in Namibia vor allem an den Landesgrenzen. Der bekannteste ist der Okavango (auch Kavango), dessen Quelle in Angola liegt. Er mündet nicht ins Meer, sondern versickert in der Kalahari-Wüste.

Gesellschaft

Namibia zählt mit nur 2,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern auf 825.000 km² Fläche zu den am dünnsten besiedelten Regionen der Welt. Auf einen Quadratkilometer kommen hier rund drei Menschen, in Deutschland sind es 230.

Wie Südafrika ist auch Namibia eine „Regenbogennation” mit großer kultureller Vielfalt, darunter die Völker der Damara, Herero, Himba, Caprivianer, Ovambo, San, Coloureds, Rehobother Baster, Buren und Menschen mit portugiesischen und deutschen Wurzeln.

In Namibia gibt es keine offizielle Staatsreligion. Infolge der Missionierung während der Kolonialzeit sind ungefähr 80 Prozent der Bevölkerung Christen (mehrheitlich Protestanten). Besonders in ländlichen Regionen gibt es noch Anhänger von Naturgottheiten.

Die in Namibia gesprochenen Sprachen spiegeln die Vielfalt der ethnischen Gruppen und Kulturen wider. Oshiwambo ist eine Sammelbezeichnung für mehrere verwandte Bantu-Sprachen, die von den Ovambo, der größten ethnischen Gruppe, gesprochen werden. Englisch ist seit der Unabhängigkeit die einzige Amtssprache. Deutsch wird oftmals noch von deutschstämmigen Namibiern gesprochen.

Geschichte

Vorkoloniale Ära: Namibia ist schon seit Tausenden von Jahren besiedelt. Zu den ältesten Einwohnern Namibias zählen die San und die Damara. Später wandern Bantu-Völker wie die Herero und Ovambo ein.

Die wichtigsten Quellen namibischer Frühgeschichte sind die Felszeichnungen und -gravuren u. a. in Twyfelfontein, die zwischen 1000 und 10.000 Jahre alt sein sollen. Sie gehören seit 2007 zum UNESCO-Welterbe.

Beginn der Kolonialisierung: 1486 setzt der Portugiese Diogo Cão als erster Europäer seinen Fuß auf namibischen Boden, ein Jahr später landet sein Landsmann Bartolomeu Diaz an der namibischen Küste.

Territoriale Interessen und Ausbeutung der Bodenschätze machen das Land zum Spielball der europäischen Mächte. Ab dem 19. Jahrhundert beginnt die Christianisierung durch britische und deutsche Missionare.

Deutsche Kolonialherrschaft: Das heutige Namibia wird 1884 „Schutzgebiet“ des Deutschen Reichs und bleibt bis zum Ende des Ersten Weltkriegs die deutsche Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“.

Insbesondere die Herero und Nama lehnen sich gegen die Fremdherrschaft, Unterdrückung und den Landraub auf. Zwischen 1904 bis 1908 führt die deutsche Kolonialmacht unter Generalleutnant Lothar von Trotha einen Vernichtungskrieg gegen die beiden Völker. Er befiehlt die völlige Vernichtung der Herero im Oktober 1904 und der Nama im April 1905. Schätzungsweise bis zu 100.000 Menschen werden durch die deutschen Truppen ermordet, verdursten in der Omaheke-Wüste oder sterben in Konzentrationslagern. Der Genozid gilt als der erste des 20. Jahrhunderts.

Südafrikanische Herrschaft: Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges marschieren südafrikanische Truppen in Deutsch-Südwestafrika ein und zwingen Deutschland zur Kapitulation. Zunächst verwaltet Südafrika Südwestafrika im Auftrag des Völkerbundes. Trotz internationaler Sanktionen weigert sich das damalige Apartheid-Regime Südafrikas dann aber, Namibia in die Unabhängigkeit zu entlassen.

Unabhängigkeitskampf: Die Unabhängigkeitsbewegung in Namibia gewinnt in den 1960er- und 1970er-Jahren an Stärke. Die SWAPO (South West Africa People's Organization) wird zur führenden politischen Kraft und kämpft gegen die südafrikanische Besatzung. Erst am 21. März 1990 erlangt Namibia die Unabhängigkeit von Südafrika.

Politik

Die SWAPO gewinnt 1989 die ersten freien Wahlen. Die Wahlbeteiligung liegt bei überwältigenden 95 Prozent. Sam Nujoma wird der erste Präsident des unabhängigen Namibia.

Die SWAPO dominiert lange Zeit die politische Landschaft Namibias – der Vorwurf eines Einparteiensystems wird laut. Mittlerweile gewinnen einige Oppositionsparteien an Bedeutung.

Anstatt befürchteter Vergeltungsmaßnahmen gegen die weiße Minderheit des Landes findet seit der Unabhängigkeit eine Politik der Versöhnung (Reconciliation) statt.

Allerdings spaltet die Landfrage weiter die Nation. Zwar hat die namibische Regierung verschiedene Programme zur Landreform eingeführt, um das Land gerechter zu verteilen bzw. es an die einheimische Bevölkerung zurückzugeben, doch die Bemühungen werden als ineffektiv und langsam kritisiert.

Der SWAPO-Politiker Hage Geingob war seit 2020 in zweiter Amtszeit Präsident Namibias und damit Staatsoberhaupt und Regierungschef. Im Februar 2024 ist der 82-Jährige an einer Krebserkrankung gestorben.

Ende 2024 stehen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen an. Bis dahin ist Geingobs ehemaliger Vize Nangolo Mbumba als neuer Präsident vereidigt worden.

Klima

Namibia ist eines der trockensten Länder Afrikas. Die Niederschlagsmengen variieren stark je nach Region und Jahreszeit. Es gibt zwei große Klimazonen: die Wüsten- und die Trockensavannenregion.

In den Sommermonaten von November bis März können Temperaturen von bis zu 40° Celsius herrschen. In der Namib kann das Thermometer auch auf bis zu 50° Celsius klettern. Juli und August sind die kältesten Monate des Jahres – hier sinken die Temperaturen in der Nacht bis unter den Gefrierpunkt, während sie am Tag wiederum bis zu 25° Celsius erreichen können.

Der kalte Benguela-Strom fließt entlang der Westküste Afrikas, einschließlich Namibias Küste. Er hat einen erheblichen Einfluss auf das Klima in dieser Region. Mit seiner kühlen Luft und dem Nebel hält er die Küstengebiete kühl und trocken.

Gut zu wissen

Die Zeitverschiebung zwischen Deutschland und Namibia beträgt maximal eine Stunde, abhängig von der Jahreszeit. Wird in Deutschland Ende Oktober auf die Winterzeit umgestellt, liegt Namibia eine Stunde vor der mitteleuropäischen Zeit (MEZ). Nach der Umstellung auf die deutsche Sommerzeit Ende März gibt es bis Ende Oktober zu Namibia keinen Zeitunterschied mehr.

Die offizielle Währung des Landes ist der Namibische Dollar (NAD), der im Verhältnis 1:1 an den südafrikanischen Rand (ZAR) gebunden ist. Daher wird der südafrikanische Rand auch weitgehend als Zahlungsmittel akzeptiert und häufig verwendet. Ein Euro entspricht aktuell ungefähr 20 Namibia Dollar.

Highlights

Etoscha-Nationalpark
Der Etoscha-Nationalpark zählt zweifellos zu den größten Attraktionen des Landes. Mit einer Fläche von über 22.000 Quadratkilometern ist er etwa so groß wie Hessen und einer der größten Nationalparks Afrikas. Sein markantestes Merkmal ist die riesige Salzpfanne, die ungefähr ein Viertel der Parkfläche einnimmt. Sie ist von mehreren, künstlich angelegten Wasserlöchern umgeben, die die reiche Tierwelt, darunter Elefanten, Löwen, Leoparden, Nashörner, Giraffen, Zebras, Gnus und Antilopen anlocken.

Bei starken Regenfällen füllen sich einige Teile der Pfanne mit Wasser und bilden temporäre Salzseen, die einerseits eine einzigartige Kulisse bieten, andererseits noch mehr Wildtiere anlocken als sonst.

Namib-Naukluft-Nationalpark
Ein weiteres herausragendes Naturjuwel ist der Namib-Naukluft-Nationalpark. Mit einer Fläche von mehr als 50.000 Quadratkilometern ist er einer der größten Nationalparks der Welt. Er liegt im Westen Namibias und umfasst große Teile der Namib-Wüste sowie das Naukluft-Gebirge. Innerhalb des Nationalparks befinden sich die surreal wirkenden Landschaften von Sossusvlei und Deadvlei.

Diese Salz-Ton-Pfannen sind für ihre leuchtend roten Sanddünen und die kargen, ausgetrockneten Lehmböden bekannt, Deadvlei darüber hinaus für die versteinerten Kameldornbäume. Hauptattraktion ist „Big Daddy“, mit bis zu 380 Metern Höhe die höchste Düne der Welt. Sie ist Teil des UNESCO-Welterbes „Namib-Sandmeer“.

Sambesi-Region
Welch einen Kontrast bietet die Sambesi Region zum Rest von Namibia! Der etwa 400 Kilometer lange Streifen erstreckt sich im Nordosten des Landes zwischen dem Okavango, Kwando und Sambesi und ist dank der ganzjährig wasserführenden Flüsse ein wahres Tropenparadies. Hier gibt es Feucht- und Sumpfgebiete, Wälder und Savannen. Diese vielfältigen Lebensräume sind das Zuhause von Elefanten, Büffeln, Löwen, Leoparden, Flusspferden, Krokodilen und rund 400 (!) Vogelarten. Auf die Pirsch kann man sich nicht nur zu Fuß oder im Allradwagen begeben, sondern auch im traditionellen Mokoro (Einbaumkanu).

Namensgeber für die ursprüngliche Bezeichnung „Caprivi-Streifen“ oder „Caprivi-Zipfel“ war übrigens der deutsche Reichskanzler Leo von Caprivi, der im späten 19. Jahrhundert mit dem schmalen Landstreifen Deutschland den Zugang zum Sambesi sicherte und die deutsche Präsenz im südlichen Afrika stärken wollte. 2013 gibt der namibische Präsident Hifikepunye Pohamba bekannt, dass der Caprivi-Streifen offiziell in „Sambesi Region“ umbenannt wird, um die afrikanische Identität zu fördern und sich weiter von der deutschen Kolonialgeschichte zu distanzieren.

Fish River Canyon
Der Fish River Canyon im Süden des Landes ist der größte Canyon Afrikas und nach dem Grand Canyon der zweitgrößte der Welt. Er erstreckt sich über eine Länge von etwa 160 Kilometern und erreicht an einigen Stellen eine Tiefe von über 550 Metern. Die dramatischen Felsformationen, steilen Klippen, das meist ausgetrocknete Flussbett des Fish River sowie das spektakuläre Farbenspiel, wenn die Sonnenstrahlen auf die roten, ockerfarbenen und braunen Gesteinsschichten treffen, sind ein Highlight für jeden Naturliebhaber.

Vereinzelt wachsen Köcherbäume, Kameldorn und Euphorien am Canyonrand, in der Schlucht selbst Weißdorn und wilde Tamarisken. Wer sich den perfekten Überblick verschaffen will, sollte dies vom Hauptaussichtspunkt Hell’s Bend, der Höllenkurve, tun. Dort startet auch die 86 Kilometer lange, anspruchsvolle Wanderung durch den Canyon.

Swakopmund
Die charmante Küstenstadt, am Atlantik und am Rand der Namib-Wüste gelegen, ist der beliebteste Ferienort des Landes. Swakopmund wurde im Jahr 1892 von deutschen Kolonisten gegründet – der wilhelminische Stil der Architektur mit typischen Merkmalen wie Fachwerk, hohen Giebeldächern, reichhaltigen Ornamenten an Fassaden und Balkonen zeugt noch heute davon. Zahlreiche ehemalige Herrenhäuser dienen inzwischen als Hotels, Cafés oder Restaurants, die typisch deutsche Gerichte wie Schwarzwälder Kirschtorte oder Eisbein mit Sauerkraut anbieten. Die Umgebung bietet eine einzigartige Mischung aus Wüstenlandschaft und Meeresküste.

Zu den Highlights für Touristen zählen Bootstouren entlang der Küste mit spektakulären Ausblicken auf die Dünen der Namib oder Kajakfahrten, die nicht selten von Delfinen oder Walen begleitet werden. Durch den antarktischen Benguela-Strom entsteigt dem Meer häufig ein kühler Morgennebel, der die Stadt in einen weißen Schleier hüllt und die Gegend angenehm abkühlt.

Kalahari
Feinster roter Sand, so weit das Auge reicht! Die mit einer Million Quadratkilometern riesige Kalahari teilen sich Botswana, Südafrika, Angola und Namibia. Hier leben u. a. die Kalahari-Löwen mit ihrer charakteristischen schwarzen Mähne. Riesige Nester, die die Kronen der Kameldornbäume umspannen, sind das Zuhause von Milliarden Webervögeln. Um in dieser kargen Landschaft zu überleben, sind die Tiere der Kalahari auf Wasserstellen angewiesen, die sich während der Regenzeit bilden.

Überlebenskünstler sind auch die San, die sich als Jäger und Sammler über Jahrhunderte an die Extreme der Kalahari angepasst haben. Sie sind Meister im Spurenlesen und kennen die Wüste mit ihren Pflanzen und Tieren wie kein anderer. Ein Bushwalk mit den San zählt zu den unvergesslichen Erlebnissen einer Namibia-Reise.