26.10.2023

Fakten & Highlights

Wie viele Einwohner hat Ägypten? Wer sind die Kopten? Wer hatte im Alten Ägypten das Sagen? Und wer hat es heute? Warum ist der Nil die Lebensader des Landes? Antworten auf diese und viele weitere Fragen findet ihr hier.

Fakten & Highlights

Ägypten liegt in Nordostafrika und hat Zugang zum Mittelmeer und zum Roten Meer.

Als interkontinentaler Staat verfügt Ägypten über eine Landbrücke vom größeren afrikanischen Teil nach Asien, zur Sinai-Halbinsel.

Die Landenge zwischen der Sinai-Halbinsel und dem afrikanischen Kontinent wird von dem 163 km langen Suezkanal durchschnitten, den jährlich etwa 20.000 Schiffe passieren. Die Durchfahrt dauert durchschnittlich 15 Stunden. Der Kanal bildet die geographische Grenze zwischen Afrika und Asien.

Der Nil ist mit einer Länge von 6650 km der längste Fluss der Welt. Er entspringt in den Bergen von Ruanda und bahnt sich seinen Weg über Tansania, Uganda, den Sudan und Ägypten bis ins Mittelmeer.

Der Nil gilt als die Lebensader Ägyptens, weil in seinem Tal und im Delta inmitten lebensfeindlicher Wüsten eine der größten Flussoasen der Erde entstanden ist. Ohne den Nil hätte es die Hochkultur des Alten Ägypten vermutlich nicht gegeben.

Die Region um den Nil ist eine der am dichtesten bevölkerten Flächen weltweit. Die Wüstengebiete Ägyptens machen etwa 96 % des Landes aus. Lediglich 4 % der Staatsfläche, darunter das Niltal und das Nildelta, sind besiedelt und können landwirtschaftlich genutzt werden.

Auf einer Fläche von mehr als einer Million Quadratkilometern – damit ist Ägypten fast dreimal so groß wie Deutschland – leben rund 110 Millionen Menschen.

Die Hauptstadt Kairo hat 9,5 Millionen Einwohner, im Ballungsraum leben ca. 22 Millionen. Weitere Millionenstädte des Landes sind Alexandria mit 5,2 und Gizeh mit 4,5 Millionen Einwohnern.

Ägypten liegt auf einer Höhe von durchschnittlich 321 Metern über dem Meeresspiegel. Der höchste Berggipfel ist der Dschabal Katrina mit 2637 Metern Höhe.

Ägypten befindet sich innerhalb des nordafrikanischen Trockengürtels mit sehr wenigen Niederschlägen sowie beträchtlichen saisonalen und täglichen Temperaturschwankungen. Nur der nördliche Küstenstreifen und das Nildelta sind mit Niederschlägen zwischen 100 und 200 mm im Winter mediterran beeinflusst. Südlich von Kairo regnet es dagegen äußerst selten.

Das ägyptische Arabisch ist ein eigenständiger arabischer Dialekt, der von rund 75 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen wird. Schriftsprache ist Standard-Hocharabisch.

Etwa 90 % der Einwohner Ägyptens bekennen sich zum sunnitischen Islam, ca. 8 % sind Christen (Kopten) und 2 % gehören sonstigen Religionsgemeinschaften an.

Als Kopten galten ursprünglich alle Ägyptisch sprechenden Bewohner Ägyptens. Während der islamischen Eroberung, die 642 begann, mussten die Einwohner – die meisten von ihnen waren Christen – zum Islam konvertieren oder eine Kopfsteuer bezahlen. Die heute als Kopten bezeichneten Ägypter sind diejenigen, die nicht zum Islam konvertierten. Die meisten Kopten gehören der Koptisch-Orthodoxen Kirche an.

Die Währung in Ägypten ist das Ägyptische Pfund (EGP). Ein Pfund wird in 100 Piaster unterteilt. Stand August 2023 bekommt man für einen Euro 33,99 Pfund.

Geschichte: Das Ägypten der Pharaonen

Ägypten blickt auf eine fünftausendjährige Geschichte zurück. Das Reich am Nil erblühte circa 3000 v. Chr. Als bedeutendste Perioden gelten das Alte Reich (2707 bis 2216 v. Chr.), das Mittlere Reich (2137 bis 1781 v. Chr.) und das Neue Reich (1550 bis 1070 v. Chr.).

In den ersten dreitausend Jahren herrschten die Pharaonen. Der Pharao stand an der Spitze der Gesellschaftspyramide, war oberster Priester, Gesetzgeber und Militärführer zugleich und wurde als „Gottkönig” verehrt.

Die alten Ägypter glaubten an viele Götter (Polytheismus). Ihre Religion orientierte sich am Jenseits. Ihre Toten wurden mumifiziert und mit reichen Grabbeigaben für das Leben nach dem Tod ausgestattet.

Ägypten war neben Mesopotamien die erste große Hochkultur der Menschheitsgeschichte. Als es das Römische Reich noch nicht einmal gab, hatten die Ägypter schon eine eigene Schrift, ein ausgeklügeltes Ackerbausystem, Verwaltung und Gerichte sowie ein gut organisiertes Militär entwickelt. Technik, Architektur und Wissenschaften wie die Medizin erlebten unter den Pharaonen eine Blütezeit.

Von ca. 300 v. Chr. bis 300 n. Chr. sieht sich Ägypten erst dem Expansionsdrang der Perser, dann dem der Griechen und schließlich dem des Römischen Reiches ausgesetzt.

Als Kleopatra erkennt, dass ihr Militär den römischen Angreifern unterlegen ist, nimmt sie sich mit Schlangengift das Leben. Mit Kleopatras Suizid 30 v. Chr. endet das Zeitalter der makedonisch-griechischen Pharaonen.

Die römischen Kaiser übernehmen nach Kleopatras Tod die Herrschaft über Ägypten und lassen sich als Pharaonen verehren. Mit dem Tod des römischen Kaisers Maximinus Daia im Jahr 313 n. Chr. endet die Geschichte der Pharaonen.

Im 7. Jahrhundert beginnt die arabische Eroberung Ägyptens. Verwaltungssprache wird Arabisch, die bestimmende Religion der Islam.

Geschichte: Ägypten in der Neuzeit

Napoleon Bonaparte unternimmt 1798 einen militärischen und wissenschaftlichen Feldzug nach Ägypten – die „Ägyptische Expedition“. In zwei Proklamationen erklärt Napoleon den Ägyptern und Einwohnern von Kairo, das Ziel der französischen Invasion sei die Befreiung des Landes von den Mamluken. Diese Militäraristokratie herrschte von 1250 bis 1517 über Ägypten und Syrien. Die Briten sehen ihre Ansprüche in Nordafrika gefährdet, greifen in den Konflikt ein und besiegen die Franzosen 1801.

Die nationale Urabi-Bewegung (1881 bis 1882), von Offizieren der ägyptischen Armee initiiert, richtet sich gegen den europäischen Einfluss. Britische Truppen schlagen den Aufstand nieder und besetzen Ägypten 1882.

1922 wird Ägypten formell von Großbritannien unabhängig. Allerdings behält sich die damalige Weltmacht diverse Sonderrechte vor, zum Beispiel einige Jahrzehnte lang die lukrative Kontrolle über den Suezkanal.

Ägypten ist in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts weiterhin von der britischen Kolonialmacht abhängig. Eine kleine Oberschicht um König Faruk I. lebt in verschwenderischem Reichtum, während das ägyptische Volk unter großer Armut leidet.

Am 23. Juli 1952 wird Faruk I. durch einen Putsch von General Muhammad Nagib und Oberstleutnant Gamal Abd el-Nasser gestürzt. Mit 32 Jahren geht der König nach Italien ins Exil, wo er mit 45 stirbt.

Von 1952 bis 1954 ist Nasser Ministerpräsident Ägyptens, von 1954 bis 1970 Staatspräsident. Seine Regierung erreicht durch Verhandlungen einen Rückzug der britischen Truppen aus der Kanalzone.

1967 kommt es zum Sechstagekrieg zwischen Israel und Ägypten, Syrien und Jordanien. Israel erobert weite Gebiete, darunter auch die Sinai-Halbinsel und die Golanhöhen.

Mit 52 Jahren stirbt Nasser 1970 nach einem Herzinfarkt. Sein Nachfolger ist Anwar el-Sadat, der von 1970 bis 1981 das Amt des Staatspräsidenten bekleidet.

Unter seiner Führung überfallen ägyptische Truppen 1973 Israel – an Jom Kippur, dem heiligsten jüdischen Feiertag. Die USA versorgen Israel mit Waffen, Ägypten erhält Unterstützung von der UdSSR. Drei Wochen später wird der Krieg, der sich zu einer globalen Krise auszuweiten droht, mit einem Waffenstillstand beendet.

1978 erhalten der ägyptische Präsident Anwar el-Sadat und der israelische Ministerpräsident Menachem Begin für ihre Friedensbemühungen den Friedensnobelpreis.

1981 finden in Kairo Pogrome statt, bei denen Kopten von Islamisten ermordet werden. Sadat lässt daraufhin landesweit mehr als 1500 Islamisten verhaften, vorwiegend Muslimbrüder. Am 6. Oktober 1981 fällt der Präsident einem Attentat zum Opfer.

Die Proteste des Arabischen Frühlings erfassen 2011 auch Ägypten. Die Demonstranten wenden sich gegen das Regime des damaligen Präsidenten Muhammad Husni Mubarak (1981 bis 2011), dem Korruption und Amtsmissbrauch vorgeworfen wird.

Unter dem Druck des Volkes tritt Mubarak im Februar 2011 zurück und wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Auf die Inhaftierung Präsident Mubaraks folgen die ersten freien Parlamentswahlen, die die Muslimbrüder für sich entscheiden. Präsident wird Mohammed Mursi, der Ägypten im Eiltempo in ein islamistisches Land umbauen will. Im Sommer 2013 stürzt ihn das Militär und übernimmt die Macht.

Seit 2014 ist General Abdel Fattah al-Sisi Ägyptens Präsident. Er regiert autokratisch, die demokratischen Institutionen existieren in Ägypten nur noch auf dem Papier.

Highlights

Die Pyramiden von Gizeh

Seit über 4500 Jahren faszinieren die Chephren- und Mykerinos-Pyramide sowie die bekannteste und größte der drei Pyramiden, die Cheops-Pyramide, die Menschheit. Sie sind das einzige noch erhaltene der antiken sieben Weltwunder. Drei Millionen Steinblöcke wurden allein für die Cheops-Pyramide verwendet, aufeinandergestapelt bis zu einer Höhe von 146 Metern. Die 230 Meter langen Längsseiten differieren im Durchschnitt nur um 2,3 Zentimeter voneinander, das Gleiche gilt für das Gefälle zwischen Nord- und Südseite – eine architektonische und statische Meisterleistung, über die Wissenschaftler bis heute rätseln.

Die Pyramiden dienten als Grabstätten der altägyptischen Pharaonen und zählen seit 1979 zum UNESCO-Welterbe. Die Pyramiden stehen nicht mitten in der Wüste, wie manche Fotos suggerieren, sondern auf dem Hochplateau von Gizeh, am Stadtrand der drittgrößten Stadt des Landes.

Nil/Nilkreuzfahrt

Kein Fluss beherrscht das Land, durch das er fließt, so sehr wie der Nil. Ihm verdankt Ägypten, dass es zu den Wiegen der menschlichen Zivilisation zählt. Die bequemste Art, die Zeugnisse der Jahrtausende alten Geschichte Ägyptens kennenzulernen, ist eine Reise auf dem Nil. Die Angebote reichen von Kreuzfahrten von wenigen Tagen bis zu mehrwöchigen Trips. Passagiere nippen an ihrem Cocktail auf dem Sonnendeck und lassen die Szenerie an sich vorbeiziehen.

Das Ufer säumen Streifen sattgrüner Maisfelder oder Dattelpalmen, dazwischen tauchen Relikte alter Tempel auf. Dahinter bilden die ockergelben Sanddünen der Wüste einen hübschen Kontrast. Und wieder dahinter versinkt die Abendsonne, in allen erdenklichen Rot- und Orangetönen schimmernd. Das Spiel der Farben ist neben den eigentlichen Sehenswürdigkeiten das Highlight jeder Nilkreuzfahrt.

Luxor

Die am Ostufer des Nils in Oberägypten liegende Stadt genießt den Ruf, das größte Freilichtmuseum der Welt zu sein. Denn hier befinden sich weltberühmte Tempel wie der Karnak-Tempel, der Luxor-Tempel oder der Totentempel der Königin Hatschepsut in unmittelbarer Nachbarschaft.

Jüngstes Highlight ist die Freilegung der Sphinx-Allee, die vor 3400 Jahren unter Pharao Amenhotep III. erbaut wurde, dann aber lange Zeit verschüttet war. Die 2700 Meter lange und von mehr als 1300 Statuen gesäumte Prachtmeile verbindet die Tempel von Karnak im Norden mit Luxor im Süden.

Tal der Könige

In Theben-West, gegenüber von Luxor, befindet sich der vielleicht berühmteste Friedhof der Welt.

In einer Schlucht aus rotem Stein haben ägyptische Arbeiter Grabmäler in die steilen Felswände geschlagen und diese anschließend prächtig dekoriert, bemalt und beschriftet. 64 Königsgräber wurden bislang entdeckt. Doch sie waren leer, geplündert von Grabräubern, Einheimischen, Hobbyarchäologen. Alle, bis auf Grab KV62 – die Nummer 62 in der Reihenfolge der Entdeckungen im King’s Valley (KV). Es beherbergt die einbalsamierte Mumie des Pharaos Tutanchamun, dessen berühmte goldene Totenmaske sowie einen unermesslichen Schatz an Grabbeigaben. Dem britischen Archäologen Howard Carter gelingt der Sensationsfund 1922. Auch wenn Carter den Inhalt des Grabes nach Kairo schaffen lässt, ist die letzte Ruhestätte des jung verstorbenen Pharaos bis heute die Hauptattraktion im Tal der Könige.

Abu Simbel und Nassersee

Der Nassersee, benannt nach dem ehemaligen Präsidenten Gamal Abdel Nasser, ist in den 1960er-Jahren durch den Bau des Assuan-Staudamms entstanden. Der 500 km lange See, von dem 350 km auf der ägyptischen Seite liegen und 150 km auf den Nubiasee im Sudan entfallen, sorgt dafür, dass die Felder entlang des Nils auch während extremer Niedrigwasserperioden bewässert werden können.

Allerdings drohten die im 13. Jahrhundert errichteten Tempel Ramses‘ II. bei Abu Simbel im aufgestauten Nassersee zu versinken. Um die Tempelanlage zu retten, bat die UNESCO in einer bis dato nie dagewesenen Aktion um internationale Hilfe. Aus über 50 Ländern kamen 80 Millionen US-Dollar Spendengelder zusammen, die die Zerlegung der Anlage und den Wiederaufbau finanzierten. Zwischen 1963 und 1968 wurden die zwei Tempel in über 1000 Blöcke zersägt und an ihrem neuen Standort, 64 Meter über dem Niveau des alten Areals und 180 Meter landeinwärts, wiederaufgebaut. Diese Hilfsaktion war übrigens die Initialzündung für die Einführung der Welterbeliste durch die UNESCO. Die Tempel von Abu Simbel haben es 1979 auf diese Liste geschafft.

Rotes Meer

Hurghada, Sharm el Sheikh und Marsa Alam – fast jeder kennt die beliebten Ferienregionen am Roten Meer, die mit Traumstränden und schönen Ferienanlagen Touristen aus aller Welt anlocken. Besonders attraktiv ist das Rote Meer für Schnorchler und Taucher.

In den bunten Korallenriffen tummeln sich neben Riffhaien unglaubliche 800 Fischarten. Außerdem gibt es viele intakte Schiffswracks, die die Expedition unter Wasser zu einem echten Erlebnis machen. Da Strömungen sehr stark und plötzlich auftreten können, taucht man am besten in Begleitung eines erfahrenen Guides.