Nachhaltig reisen konkret
Nachhaltigkeit mit System
Als erster europäischer Reiseveranstalter ließ Studiosus 1998 sein Umweltmanagementsystem nach den internationalen Normen EMAS und DIN EN ISO 14001 validieren bzw. zertifizieren. Wichtige Säulen des Studiosus-Nachhaltigkeitsmanagements sind drei ständige Ausschüsse, die mehrmals jährlich tagen und die Nachhaltigkeitsziele und -maßnahmen des Unternehmens festlegen: der Innerbetriebliche Umweltausschuss (Umweltschutz am Standort), der Umweltausschuss Touristik (Umweltschutz auf Reisen) und der Ausschuss für sozial verantwortlicheres Reisen (Menschenrechte). Ende 2019 wurde außerdem die Azubi-Projektgruppe „Future up your Holiday“ ins Leben gerufen. Sie beschäftigt sich neben ökologischen und sozialen Aspekten auch mit der Zukunft des Reisens nach Corona. Unter anderem haben die Auszubildenden zu Themen wie „Future hospitality“, „Slow travel“ oder „Voluntourismus“ recherchiert und ihre Ergebnisse in der Austellung „future up“ ihren Kolleginnen und Kollegen in der Studiosus-Zentrale in München vorgestellt. In einem nächsten Schritt wird die Azubi-Projektgruppe auf dem Instagram-Account der Studiosus-Tochter Marco Polo YOUNG LINE TRAVEL Infos zum nachhaltigen Reisen bereitstellen.
Apulien: Besuch im Antimafia-Projekt
Bis Ende der 1990er-Jahre war die kleine Stadt Mesagne südwestlich von Brindisi eine Hochburg der apulischen Mafia. Nach großen Anstrengungen des Staates konnte der Einfluss der Mafia zurückgedrängt werden. Jetzt bewirtschaftet die 2008 gegründete Kooperative „Libera Terra“ die konfiszierten Ländereien eines verurteilten Mafiosi, baut Tomaten, Getreide, Weintrauben und Oliven an und produziert unter anderem eigenen Wein und selbstgepresstes Olivenöl. Ihr Konzept: traditionelle Produkte in ökologischer Landwirtschaft anbauen, Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung schaffen und vor allem junge Leute über die Mafia aufklären.
Ein Projekt ganz im Sinne von Studiosus. Denn Studiosus engagiert sich schon seit vielen Jahren für die Antimafia-Arbeit. Studiosus-Reiseleiter zeigen ihren Gästen, wo sie garantiert mafiafreie Lebensmittel und Souvenirs kaufen können, besuchen mit ihnen ein Präventionsprojekt in Neapel, das Jugendliche vor der Camorra bewahren möchte, und schauen natürlich auch in dem genannten „Libera Terra“-Projekt vorbei. Kennenlernen können die Gäste das Projekt auf den Reisen „Apulien – Trulli und Castel del Monte“ und „Apulien umfassend erleben“. Sie haben dann auch die Gelegenheit, sich mit einem Mitarbeiter von „Libera Terra“ in Mesagne über die Antimafia-Arbeit auszutauschen.
Einen solchen Besuch und Wissenswertes über „Libera Terra“ schildert Studiosus-Reiseleiterin Ulrike Maria Hund in ihrem Artikel „Ein Wein, der nach Hoffnung schmeckt“, der 2016 im General-Anzeiger-Bonn erschienen ist.
Sri Lanka: Workshops mit Fischern und Hoteliers
Seit 1998 veranstaltet Studiosus Workshops mit einheimischen Interessensvertretern. Bei dieser weltweiten, jährlichen Veranstaltungsreihe sitzen Vertreter von Studiosus, Hotels, Naturschutzbehörden, Tourismusämtern, Gemeinden und andere lokale Beteiligte an einem Tisch, um gemeinsam nachhaltigen Tourismus zu gestalten. Für einen solchen Workshop in Sri Lanka wurde Studiosus im März 2017 von der Reisezeitschrift Geo Saison mit einer Goldenen Palme für seine soziale und ökologische Verantwortung ausgezeichnet.
Bei diesem Workshop ging Studiosus dem von der Gesellschaft für bedrohte Völker geäußerten Vorwurf nach, das Unternehmen hätte ein Hotel im Nordosten Sri Lankas im Programm, das Fischern den Zugang zum Strand verwehre, der lokalen Bevölkerung keine Möglichkeiten zur Beschäftigung böte und diese generell von der touristischen Entwicklung ausschließen würde. Studiosus-Mitarbeiter, darunter Studiosus-Nachhaltigkeitsreferentin Ruth Hopfer-Kubsch, recherchierten vor Ort und sprachen mit allen Beteiligten einschließlich Hotelmitarbeitern. Die Vorwürfe stellten sich dabei als unbegründet heraus, sodass Studiosus das Hotel weiter im Programm hat. Allerdings wurden einige Verbesserungsmöglichkeiten identifiziert: So schien der Bau eines Kühl- und Lagerhauses am Strand für den Fang der Fischer sinnvoll, und die Zusammenarbeit der Hotels mit der staatlichen Tourismusfachschule vor Ort hatte Verbesserungspotential. In einem zweiten Workshop, der ein Jahr später stattfand, diskutierte Studiosus mit allen Beteiligten noch einmal die Fortschritte und weitere Ansätze einer möglichen Tourismusstrategie, die auch von der lokalen Bevölkerung mitgetragen werden kann.
Lesen Sie einen ausführlichen Artikel über die Workshops auf Sri Lanka im Studiosus-Online-Magazin: Hier geht es zum Artikel.
Im Porträt: Ruth Hopfer-Kubsch, geschäftsführende Vorständin der Studiosus Foundation e. V. und Studiosus-Referentin für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung
Bereits seit über dreißig Jahren setzt sich Ruth Hopfer-Kubsch bei Studiosus für nachhaltiges Reisen ein. „Als ich Ende der 1980er-Jahre noch als Reiseleiterin in Nordafrika unterwegs war, hat mich die soziale und ökologische Situation in Marokko besonders beschäftigt. Damals herrschte im Süden des Landes eine mehrjährige Trockenheit. Das ließ ganze Viehherden verenden und führte zu noch größerer Armut der Bevölkerung. Während Hotels morgens und abends mit Wasser versorgt wurden, standen die Bewohner der Dörfer frühmorgens um Wasser an. Später habe ich mich dann sehr gefreut, dass ich mich bei Studiosus auch um soziale Belange des Reisens kümmern konnte“, erinnert sich Hopfer-Kubsch. Als Studiosus vor rund dreißig Jahren damit begann, soziale, ökologische und kulturelle Hilfsprojekte in aller Welt zu unterstützen, übernahm sie die Organisation dieses Engagements. Seit 2005 erfolgt die Projektförderung über den gemeinnützigen Verein Studiosus Foundation e. V., dessen geschäftsführende Vorständin Ruth Hopfer-Kubsch heute ist. „Besonders wichtig ist es mir, dass kulturelle oder ökologische Projekte immer auch einen langfristigen Nutzen für die Bevölkerung vor Ort haben“, erklärt sie.
Als Studiosus-Referentin für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung ist ihr die Einhaltung von Menschenrechten im Tourismus besonders wichtig. Ruth Hopfer-Kubsch ist Mitglied der Unternehmensausschüsse für sozial verantwortlicheres Reisen und für Umwelt und koordiniert zusammen mit der Studiosus-Umweltreferentin die Maßnahmen für nachhaltiges Reisen. Sie vertritt das Unternehmen in Organisationen wie dem UN Global Compact, dem Roundtable Human Rights in Tourism e. V. oder dem DRV-Nachhaltigkeitsausschuss. Hier ist sie zudem in der Arbeitsgruppe zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung im Tourismus aktiv. Als Mutter von drei Kindern liegt ihr dieses Thema ganz besonders am Herzen.
Für ihren jahrzehntelangen Einsatz für soziale Verantwortung erhielt Ruth Hopfer-Kubsch 2017 den "Celebrating Her"-Award. Dieser Preis wird jährlich vom International Institute for Peace through Tourism (IIPT) für starke Frauen im Tourismus vergeben, die sich dafür einsetzen, dass der Tourismus einen Beitrag zum Frieden leisten kann.
Kreuzfahrten: Sorgfältig ausgewählte Schiffe und Routen
Mit dem schwimmenden Hotel von Hafen zu Hafen, durch Fjorde, zu Inseln, mit etwas Glück mit Blick auf Wale oder Delphine: So schön Kreuzfahrten sein können, so umstritten sind sie auch – wegen der hohen Belastung durch Emissionen und Overtourism, die in normalen Reisejahren mit den meisten Schiffen einhergeht. Aber manchmal sind Kreuzfahrten der beste Weg, um eine Region in ihrer ganzen Vielfalt kennenzulernen. Um diese Reiseart anbieten zu können, wenden wir bei der Auswahl strenge Kriterien an. So nutzen wir keine Schiffe, die mit Schweröl betrieben werden (auch nicht, wenn sie mit Filtern, sogenannten Scrubbern, ausgestattet sind), sondern nur solche, die mit umweltfreundlicherem Marine- oder Binnendiesel fahren. Außerdem bevorzugen wir kleinere Schiffe, die nicht maßgeblich zu Overtourism beitragen. Die von uns ausgewählten Routen konzentrieren sich auf kleinere, in sich geschlossene Gebiete, sodass die Fahrten kürzer sind und keine hohen (und somit besonders umweltschädlichen) Geschwindigkeiten erfordern. Manche Gebiete meiden wir aktuell komplett, etwa die ökologisch extrem sensible Region der Antarktis. Und natürlich sind auch die Schiffsfahrten in der umfassenden CO2e-Kompensation unserer Reisen enthalten.
Verschnaufpause für das Klima: „Stop the engine“
Zündschlüssel rein, Motor an, Abgas raus: Die Nutzung von benzin- oder dieselbetriebenen Fahrzeugen setzt CO2 und andere Schadstoffe frei. Deshalb kompensiert Studiosus nicht nur auf allen Reisen die Emissionen der inkludierten Bus-, Bahn- und Schiffsfahrten, sondern achtet auch unterwegs auf ein wichtiges Detail. Denn überall auf der Welt lassen die allermeisten Reisebusse wegen der Klimaanlage bei Wartezeiten den Motor laufen. Bei Studiosus hat der Umweltschutz Vorrang: Seit 1993 stellen unsere Busfahrer bei längeren Stopps den Motor ab – und damit auch die Klimaanlage. Rückmeldungen unserer Gäste zeigen, dass sie diese Maßnahme unterstützen und bereit sind, der Umwelt zuliebe auf Komfort zu verzichten. Auch andere Busunternehmen wollen wir von „Stop the engine“ überzeugen: Die entsprechenden Hinweisschilder gibt es inzwischen in 15 Sprachen und sind gut lesbar an den Bussen angebracht, sodass andere Busfahrer auf den Parkplätzen sie sehen und lesen können.
Artenschutz: Eine Frage der Reiseplanung
Zu den Grundlagen unseres nachhaltigen Reiseangebots gehört, dass wir schon bei der Planung genau prüfen, wie sich Tourismus auf Flora und Fauna auswirkt – und dass wir im Zweifel verzichten. Unsere Werkzeuge dafür sind eine Vielzahl von eigenen und international anerkannten Nachhaltigkeitskriterien, denen wir uns seit vielen Jahren verpflichten und die in Übereinstimmung mit den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen stehen. Konkret bedeutet das, dass wir Reisen in ökologisch sensible Regionen nur dann anbieten, wenn unsere Nachhaltigkeitskriterien wirklich erfüllt sind. Bei Tierbeobachtungsfahrten, etwa in Ost- und Westafrika, bewegen wir uns immer in Nationalparks oder Reservaten, meist in Begleitung von einheimischen Rangern, und unterstützen so die lokalen Bemühungen zum Artenschutz. Auch mittendrin im touristischen Geschehen achten wir auf das Tierwohl: Besuche von Zoos integrieren wir etwa nur nach Prüfung durch den Verband der Zoos und Aquarien (AZA) auf eine artgerechte Haltung in unser Programm. Ebenso greifen wir ausschließlich auf bewährte Whale-Watching-Anbieter zurück, die ihre Touren nach den Leitlinien der Whale and Dolphin Conservation (WDC) tierfreundlich gestalten, und verzichten unter anderem auf Elefantenritte – seit Jahren für uns eine Selbstverständlichkeit.
Ausgezeichnetes Engagement
Für unseren Einsatz für nachhaltiges Reisen und Wirtschaften haben wir bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten, etwa den CSR-Preis der Europäischen Union. Der von der Europäischen Kommission gestiftete Preis hebt zukunftsweisende Initiativen von Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen hervor, die Nachhaltigkeit durch Innovation vorantreiben. Mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie
„nachhaltigste Zukunftsstrategien (KMU)“ wurde die „konsequente Ausrichtung von Studiosus auf soziale und ökologische Belange“ gewürdigt. Und den B.A.U.M.-Umweltpreis für Studiosus-Geschäftsführer Peter-Mario Kubsch gab es für die „konsequent sozial verantwortliche und umweltschonende Reisegestaltung“ und die „Kommunikation mit den Reisenden, um über Umweltschutz und Nachhaltigkeit weltweit aufzuklären“. Diese und zahlreiche weitere Auszeichnungen spornen uns an, unseren Weg weiterzuverfolgen.