Entdeckungen
Held der Marokkaner
Einst führte die berühmte Karawanenroute von Timbuktu nach Marrakesch durch den Wüstenort Ait Benhaddou. Heute dient die Bilderbuchoase Hollywood-Regisseuren als Filmkulisse. Hier kämpfte zum Beispiel der Sklave Maximus alias Russell Crowe als „Gladiator“ in einer extra gebauten Arena. Von ihr ist nichts mehr zu sehen – sie musste nach den Dreharbeiten wieder abgerissen werden, um den Status Ait Benhaddou als UNESCO-Welterbe nicht zu gefährden. Russell Crowe ist bei den Dorfbewohnern dennoch unvergessen. Weil sich der Oscar-Preisträger gerne unter das Volk gemischt hat, hängen Poster von ihm in fast jedem Haus, gleich neben dem Foto des Königs.
Wüste und Wintersport?
Bestes Beispiel, dass man beides haben kann, ist das Skizentrum Oukaimeden, 80 Kilometer südlich von Marrakesch. Am Djebel Toubkal, dem höchsten Berg Nordafrikas, warten immerhin zehn Lifte und 23 Kilometer Piste auf Skifans. Und eine grandiose Aussicht auf die Wüste.
Die „Verbotene Stadt“
Moulay Idriss ist den Marokkanern heilig. Aus allen Teilen des Landes reisen Gläubige in den 14.000-Seelen-Ort, um das Mausoleum von Idriss I. zu besuchen, der 789 die Dynastie der Idrissiden gründete. Für Muslime gilt: Wer sieben Mal hierher gepilgert ist, kann sich den Hadsch nach Mekka sparen. Andersgläubigen war es bis Anfang des 20. Jahrhunderts verboten, die Stadt zu besuchen. Heute sind sie willkommen, dürfen allerdings das Mausoleum nicht betreten und auch nicht in Moulay Idriss übernachten.
„Marco Polo des Orients“
Eigentlich hat er Jura studiert, doch Ibn Battuta will lieber etwas von der Welt sehen. 1325 bricht er als 22-Jähriger in Tanger auf und kehrt erst nach fast drei Jahrzehnten und mehr als 120.000 Kilometern in seine Heimat zurück. Was er u.a. in Ostafrika, Indonesien, Vietnam, Indien und China erlebt hat, diktiert er dem Sekretär des Sultans. Sein Reisebuch „Rihla“ („Reise“) zeigt Ibn Battuta als echten Weltbürger, mit einer erstaunlichen Toleranz gegenüber anderen Kulturen und Völkern. Ob er – wie auch Marco Polo – alle Abenteuer tatsächlich so erlebt hat, darüber sind sich die Historiker bis heute uneinig.
Tee-Diplomatie
Das Getränk, das bei jeder Gelegenheit getrunken wird, ist in Marokko Tee. Genauer gesagt: „thé à la menthe“. Im Unterschied zum Essen, das die Frauen kochen, ist die Teezubereitung Männersache: kochendes Wasser, grüner Tee, ein Bündel frische Minzblätter und viel Zucker. Sehr viel Zucker. Wer sich darüber beschwert, dass der Tee zu süß ist, sollte wissen: Je süßer der Tee, desto willkommener der Gast.
Rätselraten um Lalla Salma
Marokkanische Prinzessin vermisst. Lebt Lalla Salma noch? Die wildesten Gerüchte kursieren, seit die Frau von König Mohammed VI. im November 2017 spurlos verschwunden ist. 2019 taucht sie in Marrakesch wieder auf, mit einem Mann an ihrer Seite, der nicht der König ist. Die spanische Zeitschrift „Hola“ enthüllt, dass das Königspaar inzwischen geschieden ist. M6, wie der König von den Marokkanern auch genannt wird, verabschiedete vor einigen Jahren höchstpersönlich ein Gesetz, das es auch Frauen erlaubt, die Scheidung einzureichen. Mittlerweile gibt es eine neue First Lady: Sie ist zwölf Jahre alt, heißt Lalla Khadija und ist die Tochter des Königspaares.
Namenspatin
Auf Befehl König Hassans II. heißen alle Mädchen des Landes, die am 8. August 1984 geboren wurden, Nawal – zu Ehren von Nawal El Moutawakel. Die junge Marokkanerin siegte an diesem Tag bei den Olympischen Spielen in Los Angeles im 400-Meter-Hürdenlauf und gewann als erste muslimische Frau bei Olympia eine Goldmedaille. Nach der sportlichen Karriere engagiert sich El Moutawakel u.a. für den Frauensport und steigt im Internationalen Olympischen Komitee bis zur Vize-Präsidentin auf. Viele trauen ihr zu, noch einmal Geschichte zu schreiben: als erste Frau an der Spitze des IOC.
Wohlfühloase hinter hohen Mauern
Die Gassen der Medinas sind eng, die Hauswände der Riads meist fensterlos und mit massiven Holztüren versehen – ihre Privatsphäre ist den Muslimen heilig. Ein Blick hinter die Fassaden der traditionellen Altstadthäuser ist unmöglich. Es sei denn, der Riad wurde in ein (meist kleines) Hotel umfunktioniert. „Garten mit Bäumen“ – was Riad übersetzt bedeutet – ist reichlich untertrieben. Die Innenhöfe sind Orient pur: Wände und Böden zieren bunte Mosaike, Springbrunnen plätschern und Zitronenbäume verströmen ihren Duft. Authentischer wohnen geht nicht.