kurz notiert Land und Leute
Kopfsache
Gläubige Juden demonstrieren ihren Respekt vor Gott, indem sie ihren Kopf bedecken. Frauen verhüllen die Haare mit Tichel und Scheitel, also Tüchern und Perücken, Männer tragen Kippa. Bei den Ultraorthodoxen ist das nicht so einfach: Besonders ihre Kopfbedeckungen unterscheiden sich extrem. Wer welcher Strömung angehört und welches Rabbiner-Oberhaupt verehrt, sieht man – aber nur wenn man absoluter Kenner ist – an den Hüten und an der richtigen Kombination mit Strümpfen, Bartschnitt und Schläfenlocken.
Familienunternehmen
2009 eröffnet Haya Molcho, verheiratet mit dem berühmten Pantomimen Samy Molcho, ihr erstes Restaurant am Wiener Naschmarkt. Heute betreibt die 64-Jährige, die in Tel Aviv geboren und in Deutschland aufgewachsen ist, zusammen mit drei ihrer vier Söhne das Gastroimperium „Neni“. Mittlerweile gibt es unter diesem Markennamen Filialen in Europa, einen Cateringservice und Kochbücher. Die jungen Männer kümmern sich um Finanzen, Human Ressources und Social Media, während die Mutter kocht und neue Rezepte kreiert. Die Inspiration dafür fand Haya Molcho, als sie Ehemann Samy auf seinen Tourneen um die Welt begleitete. Während er auftrat, verbrachte sie viel Zeit auf Märkten und in fremden Küchen. Wie ihre Kochkunst, die sie selbst als „israelische Weltküche“ bezeichnet, schmeckt, kann man auch zu Hause testen. Denn Neni-Linsensalat, -Falafel, -Limonata & Co. gibt es inzwischen sogar in ausgewählten Supermärkten.
Superheldin
Gal Gadot, Miss Israel von 2004, wechselt 2009 vom Laufsteg ins Filmbusiness und wird mit der Serie „The Fast and the Furious“ bekannt. An der Seite von Ben Affleck kämpft sie in „Batman vs. Superman“ gegen das Böse – so erfolgreich, dass sie in „Wonder Woman“ endlich die Hauptrolle spielen darf. Dafür trainiert Gadot Schwertkampf, Kickboxen, den brasilianischen Kampftanz Capoeira und Jiu-Jitsu. Als Superheldin reicht es schließlich nicht, nur hübsch auszusehen.
Gott oder Teufel?
Der eine hält sich für König David, der andere für den Teufel oder für Jesus. Manche Touristen werden beim Besuch der „Heiligen Stadt“ von einer Art religiösem Wahn erfasst. Kein Scherz! Das Phänomen hat einen Namen: „Jerusalem-Syndrom“ – denn es tritt tatsächlich nur in der israelischen Hauptstadt auf. Psychiater registrieren jährlich immerhin um die 100 Patienten. Die gute Nachricht: Nach einigen Tagen lassen die Wahnvorstellungen nach und die Betroffenen sind wieder sie selbst.
Politisches Statement
Das „Walled Off Hotel“ in Bethlehem bietet zwar nach eigener Aussage den hässlichsten Ausblick der Welt, nämlich den auf die Mauer zwischen Israel und dem Westjordanland, trotzdem sind die Zimmer meist ausgebucht. Der Gründer des Hotels ist nicht irgendwer, sondern Banksy – der weltberühmte Streetart-Künstler, dessen Identität noch immer nicht gelüftet ist. Die Zimmer sind voll mit seiner Kunst und voll mit Anspielungen auf den Nahostkonflikt: So liefert sich über dem Bett von Zimmer 3 ein israelischer Soldat mit einem Palästinenser eine Kissenschlacht, dass die Federn fliegen.
Ausgetrickst
Wenn freitags die Sonne untergeht, beginnt für fromme Juden der Schabbat – zu Deutsch: Ruhetag. Bis zum Samstagabend steht das Leben in Israel still. Gläubige dürfen nicht arbeiten, wobei schon das Anknipsen einer Lampe, das Autofahren, Telefonieren oder Schieben eines Kinderwagens als Arbeit gilt. Für Juden, die es mit dem Schabbat genau nehmen, aber auf so manche Bequemlichkeit dennoch nicht verzichten wollen, ist das Zomet-Institut bei Jerusalem ein Segen. Denn die dort beschäftigten Rabbiner entwickeln gemeinsam mit Ingenieuren Ideen, die eine Anpassung der alten religiösen Gesetze an das moderne Leben ermöglichen. Zu den Erfindungen des Instituts zählen die Schabbat-Lampe, bei der die Lichtquelle verdeckt statt ausgeschaltet wird, und der Schabbat-Lift, der automatisch in jeder Etage hält, um den Gläubigen den Knopfdruck zu ersparen.
Nicht genug
Er ist der Inbegriff eines Genies: Albert Einstein. Mit seiner Relativitätstheorie wirft der jüdische Physiker die bis dato herrschende Vorstellung von Materie, Raum und Zeit über den Haufen. Vom Deutschen Reich wurde er 1934 strafausgebürgert und wanderte in die USA aus. Nach Chaim Weizmanns Tod 1952 bietet ihm der noch junge Staat Israel an, der zweite Staatspräsident des Landes zu werden. Einstein lehnt ab. Selbstkritisch meint er, dass er als Politiker ungeeignet und mit 73 Jahren zu alt sei.
Klack-Klack
Die einen sind verrückt nach Matkot – die anderen macht es verrückt. Denn an seinem Klang scheiden sich die Geister. Das Beachtennis wird mit Holzschlägern und einem kleinen Gummiball gespielt. Da Matkot Israels inoffizieller Nationalsport und inzwischen eine regelrechte Massenbewegung ist, kann es am Strand ganz schön laut werden. Wer nicht mitspielt, sollte besser in Deckung gehen: Ein Treffer am Körper beschert blaue Flecken. Übrigens gibt es mittlerweile in Tel Aviv sogar ein Matkot-Museum – im Touristenviertel Neve Tzedek.